3.
Martyrium ist darum ein Mysterium des Jenseitigen, gar nicht erfaßbar mit irdischen, auch nicht mit irdisch kirchlichen Maßstäben. Sterben für Christus heißt: leben aus dem Vater, heißt darum neu geboren werden ins ewige Leben hinein. Martyrium ist Geburtstag (Mart. Pol.). Denn „schön ist’s, unterzugehen wie die Sonne für diese Welt, um strahlend aufzugehen in Gott hinein“, sagt der Märtyrer Ignatius (Röm. 2, 2). Christus drängt mit der Leidenschaft Heiligen Geistes zurück zum Urquell, heim zum Vater. Das lebendige Wasser des Geistes „steigt sprudelnd auf zum ewigen Leben“ (Job. 4, 14), darum jubelt der Märtyrer, weil es nun heißt, heimzugehen zum Vater, diese zerfallene, armselige Welt zu verlassen. „Nicht ist in mir Feuer, das nach Irdischem giert, sondern lebendiges Wasser, das in mir redet und sagt: Auf, heim zum Vater!“ sagt im mystischen Entzücken der todgeweihte Ignatius (Röm. 7, 2). „In deine Arme bin ich entflohen“, betet Agathonike. „Ich darf jetzt heimgehen zum Vater, der Kaiser ist in den Himmeln“, jubelt Lucius. Großartig kommt diese Himmelsgewißheit zum Ausdruck im Martyrium des Justin, in den letzten Worten des Karpos. Hier wird das Zeugnis des geglaubten Wortes schon fast zum Bezeugen der himmlischen Schau, die Märtyrer sind bereits „Engel“ (Mart. Pol.). Endgültiges Zeugnis dieser Zeugen des Wortes ist es darum, was Karpos vom Marterholz S. 22 aus sagt: „Ich schaute die Herrlichkeit des Herrn und freute mich!“
Eusebius leitet seinen Bericht über die Märtyrer von Lugdunum mit folgenden Worten ein — und mit ihnen wollen wir diese Einführung schließen: „Mögen andere Geschichtsschreiber berichten über militärische Siege, über Erfolge im Feld, über Feldherrntalente und Soldatentugend: meine Geschichte des Gottesstaates will die Kämpfer für Wahrheit und Glauben verewigen und ihre Siege über den Widersacher Gottes eingraben auf unvergängliche Marmortafeln!“ (Kirchengeschichte V, Einleitung.)
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