II.
S. 15 Erst die theologische Vertiefung des blutigen Wortzeugnisses, wie wir sie im Folgenden rein aus den Quellen des zweiten Jahrhunderts zu umschreiben versuchen, enthüllt die über alles Geschichtliche hinausragende ewige Gültigkeit der urchristlichen Dokumente, die hier gesammelt sind. Es ist staunenswert, wie ausgebaut bereits in so frühen Tagen die theologische Begründung des Martyriums vor uns steht. Und es ist für uns heutige Christen beschämend, wie weitgehend uns diese Urgedanken alles Christseins entschwunden sind.
Das Mysterium des christlichen Blutzeugnisses wurzelt im Geheimnis der Dreifaltigkeit. Wir können es in einen einzigen Satz zusammenfassen, der sich in ein Dreifaches gliedert: Das Martyrium ist eine Angleichung an den welterlösenden Tod des in wahrer Menschennatur erschienenen Logos; darum ist es Wirkung des Heiligen Geistes, der den Menschenleib des Logos aus dem Tod auferweckt hat und mit der gleichen Kraft nun den mystischen Leib Christi — durch den blutigen Tod seiner Glieder — zum Sieg über Tod und Satan führt und ihn der Herrlichkeit entgegenwachsen läßt; darum endlich ist der blutige Zeugentod jetzt schon der Durchbruch der Herrlichkeit des Vaters, zu dem Christus in der Kraft des Geistes zurückdrängt.
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