5.
Es hatte die gefeierte Mutter der Götter in der Mutterstadt Amasea1 einen Tempel, welchen die damals noch in Irrthum Verstrickten dort am Gestade des Flusses in ihrem Wahne erbaut hatten. Diesen steckte der Wackere, indem er während der Zeit der ihm gegönnten Freiheit einen geeigneten Augenblick und einen günstigen Wind abwartete, in Brand und verwandelte ihn in Asche und gab den Frevlern durch die S. 498 That die Antwort, welche sie nach vorhergegangener Überlegung bestimmt erwarteten. Und als Alle die Sache schnell wahrnahmen, denn mitten in der Stadt schlug die helle Flamme empor, hielt er seine That nicht geheim und suchte sie nicht zu verbergen, sondern offen machte er viel Rühmens von seinem Werke und zeigte große Freude über die Bestürzung, von welcher die Gottlosen ergriffen wurden, die großen Schmerz empfanden wegen des Tempels und des Bildes. Da wurde er bei den Vorgesetzten als der Brandstifter angezeigt. Und es gab wieder eine Gerichtsverhandlung, furchtbarer als die erste, wie es ja auch natürlich war, da ein so erschwerender Umstand hinzugekommen war.
Diese bestiegen nun den Richterstuhl. Theodor aber stand mitten unter ihnen mit voller Freimüthigkeit und zeigte in der Stellung eines Angeklagten bei den Fragen den Muth eines Richters, und kam durch die Schnelligkeit des Geständnisses der Frage zuvor. Da er aber unerschütterlich blieb und durch ihre schrecklichen Drohungen sich nicht beugen ließ, schlugen sie das umgekehrte Verfahren ein und suchten durch freundliche Reden und Versprechungen den Gerechten zum Wanken zu bringen. Sieh, heißt es, wenn du gegen unsern Rath dich fügsam zeigen willst, so werden wir dich sogleich aus der Verborgenheit zu Ansehen, aus der Dunkelheit zu Ehren erheben und wir bieten dir die Würde eines Hohenpriesters an.
Als er aber von der hohenpriesterlichen Würde hörte, lachte der Hochselige laut auf und sagte: Ich halte die Priester der Götzen für unglücklich und bedaure sie als Diener einer nichtigen Sache. Noch mehr aber bemitleide und verabscheue ich die Hohenpriester. Denn unter den Schlechten ist der Größere, und der die erste Stelle einnimmt, unglücklicher, wie unter den Ungerechten der Ungerechtere, unter den Mördern der grausamere, unter den Zuchtlosen der Unverschämtere. Und deßhalb nun steht endlich einmal ab von eueren verderblichen S. 499 Verheissungen! Denn ihr merket nicht, ihr sonderbaren Menschen, daß ihr mir das höchste der Übel versprechet; für Den, der gottesfürchtig und rechtschaffen leben will, ist es ja besser, in dem Hause Gottes verachtet zu sein, als in den Zelten der Sünder zu wohnen.2 Ich bemitleide auch diese Kaiser, deren ungerechtes Gesetz ihr beständig vorleset, daß sie, da sie eine genügende Würde unter den Menschen in der Macht des Kaiserthums besaßen, den hohepriesterlichen Titel annahmen, und deßhalb in den düsteren dunklen Purpur sich hüllen, indem sie die unglücklichen Hohenpriester nachahmen und bei glänzender Würde in düsterem Kleide sich zeigen. Manchmal nahen sie auch einem besudelten Altare und werden aus Kaisern zu Metzgern, indem sie Vögel schlachten, die Eingeweide unglücklicher Rinder untersuchen und mit dem Schmutz des Blutes wie Fleischer ihre Kleidung beflecken.
