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S. 140 1.1 Wir wollen jetzt, wenn es dir recht ist, die Ansichten besprechen, die die Philosophen über die Götter zu haben sich rühmen. Vielleicht werden wir finden, daß auch die Philosophie selbst aus leerer Eitelkeit den Stoff zu einem Bild der Gottheit macht; oder wir können im Vorübergehen auch nachweisen, daß sie, weil sie die Wahrheit nur im Traume sieht, irgendwelche göttliche Kräfte vergöttlicht.
2. Einige von ihnen haben die Elemente als Urstoffe übrig gelassen; als einen solchen Stoff pries Thales von Milet das Wasser, und Anaximenes, der gleichfalls von Milet war, die Luft; und ihm folgte später Diogenes von Apollonia. Parmenides aber von Elea führte Feuer und Erde als Götter ein; nur das eine von diesen beiden, das Feuer, nahmen als Gottheit an Hippasos von Metapontion und Herakleitos von Ephesos; jedoch Empedokles von Akragas verfiel auf eine Mehrheit und rechnet zu diesen vier Elementen noch Streit und Liebe hinzu. 3. Gottlos waren wahrlich auch diese Männer, die infolge einer Art törichter Weisheit den Stoff verehrten, und zwar nicht Steine und Holz anbeteten, aber deren Mutter, die Erde, vergötterten, und zwar keinen Poseidon bildeten, aber das Wasser selbst anbeteten.
4. Denn was ist Poseidon denn anderes als ein flüssiges Element, benannt nach dem Wort πόσις [Trinken] ? Ebenso ist ja auch der kriegerische Ares von ἄρσις und ἀναίρεσις [Vertilgung und Zerstörung] benannt.2
5. Das ist auch, wie ich glaube, der Grund, warum viele einfach ihr Schwert in den Boden stecken und ihm opfern, als ob es der Ares wäre. Das ist z. B. Sitte der Skythen, wie Eudoxos im zweiten Buch seiner Reisebeschreibung sagt,3 während die Sauromaten, ein S. 141 Stamm der Skythen, einen Dolch verehren, wie Hikesios in dem Buch über die Mysterien sagt.4
6. Etwas Ähnliches ist auch der Fall bei Herakleitos und seinen Anhängern, die das Feuer als Urstoff verehren; denn dieses Feuer nannten andere Hephaistos.
