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1. Und vor ihren eigenen Männern würden sie sich wohl nicht enthüllen, indem sie Glaubwürdigkeit für ihr erheucheltes Schamgefühl zu erreichen suchen; dagegen ist es für jeden beliebigen anderen möglich, die daheim Eingeschlossenen in den Bädern unbekleidet zu sehen; S. a165 denn dort schämen sie sich nicht, sich vor den Zuschauern wie vor Sklavenhändlern zu enthüllen.
2. Während aber Hesiodos ermahnt, „Daß sich die Männer nicht waschen die Haut im Bade der Weiber“,1 stehen die Bäder Männern und Weibern gemeinsam offen, und dann entkleiden sie sich zu zuchtlosem Tun („denn aus dem Sehen erwächst den Menschen das Verlangen“),2 gerade als ob ihnen beim Baden das Schamgefühl mit weggewaschen würde.
3. Diejenigen aber, die nicht in diesem Maße jedes Schamgefühl verloren haben, schließen zwar die Fremden aus, baden aber mit ihren eigenen Dienern zusammen und ziehen sich vor ihren Sklaven nackt aus und lassen sich von ihnen abreiben; so geben sie der durch Furcht noch gehemmten Begierde wenigstens die Möglichkeit der furchtlosen Betastung. Denn die Diener, die in die Bäder zu ihren unbekleideten Herrinnen mitgenommen werden, sind darauf bedacht, sich zu frecher Befriedigung ihrer Begierde fertigzumachen, „Infolge schlechten Brauchs vergessend alle Furcht“.3
