3.
Schweigen wir also von dem Aufgange der Sonne, den Wandelungen des Mondes, den Veränderungen der Luft, den Wechseln der Jahreszeiten, dem Wasser der Wolken und dem andern der Erde, selbst dem Meere und der ganzen Erde, den Geschöpfen der Erde und der Gewässer, sowie der Luft, von den tausend verschiedenen Thieren und Allem, was zum Gebrauche unsers Lebens bestimmt ist. Allein Folgendes können wir, auch wenn wir wollen, nicht übergehen, und überhaupt kann Niemand, dessen Verstand und Vernunft gesund sind, diese Wohlthat verschweigen; noch unmöglicher ist es aber, sie nach Verdienst zu schildern, die Wohlthat nämlich, daß Gott den Menschen nach seinem Bilde und seiner Ähnlichkeit erschaffen, ihn seiner Erkenntniß gewürdigt, ihn vor allen lebenden Wesen mit S. 58 Vernunft ausgestattet hat, ihn sich der unaussprechlichen Schönheiten des Paradieses erfreuen ließ und ihn zum Herrn aller irdischen Dinge einsetzte; dann aber, als er von der Schlange verführt in die Sünde gefallen war und durch die Sünde in den Tod und das seiner würdige Elend, ihn doch nicht verließ, sondern ihm sofort ein Gebot zu seiner Hilfe gab, Engel zu seiner Bewachung und Beschützung ausstellte, Propheten zur Widerlegung der Bosheit und zur Lehre der Tugend sandte, die Angriffe der Bosheit durch Drohungen niederhielt, das Verlangen nach dem Guten durch Verheissungen anregte, das Ende von Beidem oft an verschiedenen Personen zur Warnung der übrigen vorherzeigte und trotzdem, daß wir bei Diesem allen im Ungehorsame verharrten, sich dennoch nicht abwendete. Denn wir sind von der Güte des Herrn nicht verlassen und haben seine Liebe nicht auslöschen können, obgleich wir durch Gefühllosigkeit gegen seine Wohlthaten den Wohlthäter hart kränkten, vielmehr sind wir vom Tode zurückgerufen und dem Leben wiedergegeben durch unsern Herrn Jesus Christus. Dabei ist die Art der Wohlthat noch bewunderungswürdiger: „Denn da er in Gottes Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern er entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an.“1
Phil. 2, 6. 7. ↩
