3.
Das gemeinsame Leben gewährt auch noch viele andere Vortheile, die sich schwerlich alle aufzählen lassen. Auch ist es nützlicher zur Erhaltung der uns von Gott verliehenen Güter als die Einsamkeit, wie es auch sicherer ist zur Verhütung der äusseren Nachstellungen des Feindes, indem Diejenigen, welche wachen, Den aufwecken, der das Unglück hat, in jenen Todesschlaf zu sinken, um dessen Abwendung uns David zu bitten lehrt, indem er sagt: „Erleuchte meine Augen, damit ich nicht etwa entschlafe zum Tode,1 wie sich denn auch viel leichter der Sünder von der Sünde losreißt, wenn ihn Viele einstimmig verdammen, so daß auf ihn paßt: „Es ist für einen Solchen die Züchtigung genügend, welche von Mehreren geschieht,“2 und der Gerechte dadurch, daß seine Handlung die Billigung und Beistimmung Vieler findet, eine feste Überzeugung gewinnt. Denn wenn jede Sache auf Aussage zweier oder dreier Zeugen festgesetzt wird, um wie viel mehr wird dann Derjenige, welcher ein gutes Werk gethan hat, durch das Zeugniß Mehrerer bestärkt werden! Aber auch noch von andern als den genannten Gefahren ist das einsame Leben begleitet. Die erste und größte ist das Wohlgefallen an sich selbst. Denn S. 72 da er Niemanden hat, der sein Thun und Treiben prüfen kann, so wird er meinen, das Gebot vollkommen zu erfüllen; da er ferner seinen Zustand immer ohne Übung ließ und verschloß, so kennt er weder seine Mängel noch seine Fortschritte in Dem, was er thut, da ihm alle Gelegenheit, die Gebote zu erfüllen, abgeschnitten ist.
