10.
Auch ihr, Lehrlinge, laßt euch nicht dadurch verwirren, daß eure Lehrer die Wahrheit erst suchen! Wie die Magier jenen, über den sie nachfragten, in Bethlehem fanden, so wird er auch von dem, der ihn redlich sucht, in der hl. Kirche gefunden. Ahme den Magiern nach und bringe reinen Lebenswandel als Geschenk dar! Bete den Sohn mit gesundem Glauben an, so wie du ihn gefunden hast und wie er sich dir geoffenbart hat! Gleichwie nämlich die Magier beim Aufleuchten des von ihm gesandten Sternes sich zu ihm aufmachten, so findet ihn der Suchende auch in der Offenbarung, welche Simon ausgesprochen hat 1. Es möge dich doch die gegenwärtige Zeit, die der früheren gleicht, nicht ängstigen! Die Ankunft des Sohnes, als er zum erstenmale erschien, ist jener ähnlich, wo er wieder erscheinen wird. Denn wie bei der damaligen Ankunft die Fragen der Gelehrten verwirrt waren, ebenso sind sie es jetzt vor seiner Wiederkunft. Auf einem Füllen reitend zog er ein; vor ihm her riefen Heiden. Die einheimischen Beschnittenen hörten den Ruf und begannen, von den Völkern zu lernen; denn sie fingen an zu fragen, wer denn derjenige sei, der da komme. Da es den Hausgenossen entgangen war, lernten sie es von den Auswärtigen. Sie erkundigten sich bei diesen, um von den Außenstehenden ihre eigenen Angelegenheiten zu S. 54 erfahren. Die heidnischen Völker, die zu den Festen der Blinden 2 gekommen waren, unterrichteten die Hebräer und erzählten ihnen von ihren eigenen Dingen. Die Unbeschnittenen riefen den Beschnittenen zu: Dieser ist Jesus von Nazareth! Die Hebräer fingen an, von den Heiden die Erklärung dieses Namens, der in den Schriften der Blinden aufgezeichnet war, zu lernen. Sie lernten von Fremden das Studium ihrer eigenen Bücher, und Weitentfernte belehrten sie über die Auslegung ihrer eigenen Schriften. Laß dich also nicht verwirren, Zuhörer, wenn ein Gelehrter verkehrte Lehren vorträgt! Erliege nicht, Lehrling, wenn ein Forscher sich verirrt! Wenn dein Lehrer abirrt, so gehe hin und lerne aus den hl. Schriften, daß Kluge nicht strauchelten, wo Forscher abirrten, und daß Hörer nicht sich beirren ließen, wo Lehrer fehlgingen! Nicht Menschenwort trägt die Predigt des Evangeliums - das Menschenwort ist vergänglich, und alles fällt, was daran hängt -, sondern vom Worte Gottes hängt die Predigt der Wahrheit ab. Von diesem Worte, das alles trägt, hängt deine Belehrung, o Lehrling, ab. Wer den Weg verwirrt, gerät selbst dadurch in Verwirrung. Denn er weiß nicht, wie er gehen soll; der Weg ist vor ihm verloren gegangen. Für Kluge aber ist der Weg mit Meilensteinen und Herbergen besät.
