22.
Gut nun ist das Meer, vor allem weil es das Festland mit der nötigen Feuchtigkeit versorgt, indem es ihm wie mittels eines Adernetzes unversehens den wahrlich nicht unnützen Lebenssaft zuleitet. Gut ist das Meer: der gastliche Schoß der Flüsse, die Quelle des Regens1, die Ablagerung des Alluvialbodens, die Einfuhrstraße für den Handel, die Verbindungsbrücke zwischen den entlegenen Völkern, der Wehrwall gegen Kriegsgefahren, die Sperre wider der Barbaren Wut, die Hilfe in Nöten, die Zuflucht in Gefahren, das reizende Ziel für Vergnügungsfahrten, das Heilbad zur Genesung, S. 90 die Verbindungsstraße für Getrennte, die bequeme Route zum Reisen, der Rettungspfad für notleidende Auswanderer, die Einnahmequelle von Zöllen, die Lebensmittelzufuhr im Fall einer Mißernte. Aus dem Meere stammt der Regen, der zur Erde niederströmt; aus dem Meere wird ja durch die Sonnenstrahlen das Wasser absorbiert und, was an ihm leicht befunden wird, fortgeführt. Sodann, je höher es emporgetragen wird, umso mehr verdichtet es sich in der Schattenkühle der Wolken und wird zu Regen, der nicht nur der Dürre der Erde Einhalt tut, sondern auch die dürstenden Gefilde befruchtet.
Ebenso nennt der Philosoph Sekundus in seiner Antwort auf die Frage Hadrians, was der Ozean sei, das Meer ‚hospitium fluviorum‘ und ‚fons imbrium‘. Bei Mullach, Fragm. phil. Graec. I 518. ↩
