23.
Was sollte ich die Inseln aufzählen, die das Meer so vielfach wie Perlenschmuck im Kleidessaum birgt? Worauf jene, welche den Lockungen der Weltlust entsagen, in treuer Befolgung ihres Vorsatzes der Enthaltsamkeit lieber ein weltverborgenes Leben führen und den gefährlichen Abwegen dieses Lebens ausweichen? So ist also das Meer ein stilles Heim der Enthalssamkeit, eine Schule der Entsagung, ein Asyl des Lebensernstes, ein Port der Sicherheit, eine Stätte der Ruhe im Diesseits, ein Verzicht auf diese Welt, sodann ein Ansporn der Frömmigkeit für die gläubigen und frommen Männer, so daß mit dem Rauschen der Wogen, die sanft ans Ufer schlagen, der Sang der Psalmenbeter wetteifert, die Inseln mit dem friedlichen Reigen der heiligen Fluten freudig einstimmen und von den Lobgesängen der Heiligen widerhallen. Wie wäre es mir möglich, die ganze Schönheit des Meeres zu ergründen, wie sie der Schöpfer schaute? Wozu auch mehr? Was anders bedeutet jenes melodische Rauschen der Wogen als den melodischen Sang des Volkes? Passend vergleicht man darum so häufig die Kirche mit dem Meere. Erst speit sie mit dem scharenweise eintretenden Volke ihre Fluten über alle Eingänge1; sodann erbraust sie beim (gemeinsamen) Gebete des ganzen Volkes wie vor hin- und wiederflutenden Meereswogen, so oft im Wechselsang der Psalmen der Sang der Männer, Frauen, Jungfrauen und Kinder ― ein melodisches S. 91 Wogenrauschen ― widerhallt. Wozu sollte ich denn auch das noch hervorheben, daß ihre (Tauf-) Flut die Sünde wegspült und des Heiligen Geistes heilwirkender Hauch darin weht?
Das gleiche Bild bei Verg., Georg. II 462. ↩
