21.
„Es sollen Leuchten sein, heißt es, zu Zeichen und zu Zeiten und zu Tagen und zu Jahren“1. Die Zeichen haben wir besprochen. Welche Zeiten aber wären gemeint als die in stetem Wechsel sich ändernden: Winter, Frühling, Sommer und Herbst? In diesen Zeiten nun zieht die Sonne bald schneller, bald langsamer ihre Bahn; das eine nämlich streift sie nur mit ihrem Strahle, anderes macht sie vor Hitze glühen. Steht die Sonne im Süden, haben wir Winter; denn ist sie weit entfernt, gefriert die Erde vor Frost S. 151 und starrt vor Kälte, und bedeckt viel Nacht und Finsternis die Lande, so daß die Zeit der Nacht viel länger als die des Tages währt. Damit hängt zusammen, daß während des winterlichen Stürmens übergroße Schnee- und Regenmassen sich ergießen. Kehrt jedoch die Sonne vom Süden her ins Land zurück, bewirkt sie die Nacht- und Taggleiche. Und je mehr ihr Lauf an Dauer zunimmt, um so größere Wärme führt sie allmählich wiederum unserer Atmosphäre zu, um so milderes Windeswehen weckt sie von neuem, dessen belebender Hauch alles zu neuer Fruchtbarkeit anregt, so daß die Erde sproßt und die in den Furchen erstorbenen Samen wieder aufleben, die Bäume grünen und, was auf dem Festlande sich regt und in den Wassern alljährlich der Brut sich erfreut, zur Forterhaltung der Art sich fortpflanzt. Nimmt dagegen die Sonne gegen die Sommerwende den Lauf noch mehr gen Norden, fristet sie die Zeit des Tages hinaus, engt und schränkt dagegen die Nachtzeit ein. Je mehr sie sich nun mit ihrem ständigen Strahlen unserer Atmosphäre verbindet und mitteilt, um so mehr erwärmt sie die Atmosphäre, trocknet der Erde Nässe auf, macht die Samen sprossen und die Obsthaine zu triebkräftiger Säftebildung heranreifen. Zu dieser Zeit, da sie am hellsten strahlt, wirft sie auch mittags die kürzesten Schatten, weil sie die betreffende Stelle von der (Mittags-) Höhe bescheint.
Gen. 1, 14. ↩
