2.
S. 166 Es sprach also Gott: „Es sollen hervorbringen die Wasser die kriechenden Tiere mit lebendiger Seele nach ihrer Art und die Vögel, daß sie hinfliegen an der Veste des Himmels“. Der Befehl erging und mit einem Mal öffnete sich der Schoß des Wassers zu den Erzeugungen, die anbefohlen waren: Es gebaren die Flüsse, es zeugten die Seen, selbst das Meer begann kreißend die verschiedenen Arten der kriechenden Tiere hervorzubringen und, was immer es geformt hatte, nach seiner Art zeugend ins Dasein zu setzen. Kein Tümpel so klein, kein Sumpf so morastig, daß sie leer geblieben wären, daß sie nicht alle vielmehr die ihnen verliehene Zeugungskraft genutzt hätten. Da hüpften Fische aus dem Flusse auf, Delphine spielten, den Reigen eröffnend in den Fluten, Purpurschnecken hingen an den Felsenriffen, Austern in den Tiefen, Echinen wuchsen heran weh mir! : vor dem Menschen schon fängt der Sinnenreiz, der Vater unserer Völlerei, vor dem Menschen schon fangen die Leckerbissen an! Des Menschen Verführung regt sich früher denn das Menschengeschöpf. Doch nicht die Natur trifft irgendwelche Schuld. Nur Nahrung bot sie, nicht sündhaften Mißbrauch gebot sie. Allen mitsammen reichte sie dieselbe dar, daß du dir nicht das eine und andere als dein Eigen anmaßest. Für dich bringt das Festland seine Früchte hervor, für dich erzeugen die Wasser Skarus und Azipenser und ihre sonstigen Erzeugnisse alle. Und damit nicht zufrieden, kostetest du von verbotener Speise! Dir zum Unheil bietet alles sich in Fülle, um die Sündenlast deiner Gier zu häufen.
