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Nachdem wir eben von den Kriechtieren des Wassers gesprochen haben, fällt es schwer, mit unserer Rede uns sogleich zu den Vögeln des Himmels aufzuschwingen. Daher wollen wir vorerst von jenen Vögeln sprechen, die an den Gewässern des Meeres und der Flüsse sich aufhalten; mit ihnen vermögen wir aus den Fluten aufzutauchen. Mit dem Eisvogel nun wollen wir die Besprechung beginnen. Er ist ein S. 200 Seevogel, der gewöhnlich an den Küsten seine Jungen ausbrütet, so zwar, daß er fast mitten im Winter seine Eier in den Sand legt. Denn das ist die ihm beschiedene Brutzeit, wann das Meer am höchsten geht und dessen Flut besonders heftig an die Ufer schlägt. Die plötzlich eintretende Stille, die regelmäßig darauf folgt, läßt in um so hellerem Lichte den feinen Instinkt dieses Vogels erscheinen. Denn sobald das Meer seinen höchsten Wogengang erreicht hat, wird es, nachdem die Eier gelegt sind, mit einem Mal ruhig, aller Sturmwind legt sich, das Brausen in den Lüften läßt nach und „windstill ruhet das Meer“, solange der Eisvogel über seinen Eiern brütet. Sieben Tage aber beträgt die Brutzeit, nach deren Ablauf er die Küchlein ausschlüpfen läßt und das Brutgeschäft beendet. Damit verbindet er unmittelbar noch weitere sieben Tage zur Aufnährung seiner Jungen, bis sie mählich flügge werden. Man wundere sich nicht über die so kurze Frist der Aufzucht, nachdem doch auch das Brutgeschäft in so wenigen Tagen vollendet ist. So zuverlässig aber ist der glückliche Instinkt, den dieser winzig kleine Vogel von Gottes Huld empfangen, daß die Schiffer auf diese vierzehn Tage, die ruhige See erwarten lassen, genau achten. Sie nennen sie darum auch die alkyonischen [Eisvogel] Tage, an welchen sie keinen Ausbruch stürmischen Wetters besorgen.
