79.
Der Vogel Phönix desgleichen soll sich in den Gegenden Arabiens aufhalten und sein langes Leben bis zu fünfhundert Jahren fristen. Wenn er nun sein Lebensende nahen sieht, bereitet er sich aus Weihrauch, Myrrhe und sonstigen wohlriechenden Gewürzen einen Sarg, worin er nach Ablauf seiner Lebenszeit eintritt und stirbt. Aus seinem modernden Fleische ersteht ein Würmlein, wächst mählich heran, bekommt im Laufe einer bestimmten Frist Flügel und nimmt von neuem die Gestalt und Form des früheren Vogels an. Möchte denn dieser Vogel, der ohne ein Vorbild zu haben und ohne die Bewandtnis dessen zu begreifen, sich selbst die Sinnbilder der Auferstehung zubereitet, wenigstens durch das Vorbild, das er selbst gibt, den Auferstehungsglauben lehren! Sind doch die Vögel des Menschen wegen da, nicht der Mensch um eines Vogels willen. Er sei uns sonach ein Vorbild dafür, daß der Urheber und Schöpfer der Vogelwelt seine Heiligen nicht für immer dem Untergang verfallen läßt: ließ er doch nicht einmal diesen einen Vogel untergehen, sondern wollte, daß er aus seinem eigenen Samen erstehe und forterhalten werde. [Oder] wer zeigt ihm den Todestag an, daß er sich den Sarg bereite, mit Gewürzen ihn fülle, in denselben trete und da sterbe, wo lieblicher Duft den üblen Leichengeruch zu absorbieren vermag?
