15.
Dies die Ansprache des Liberius heiligen Andenkens an dich: Ideale, welche bei anderen die Wirklichkeit übersteigen, bei dir hinter dem vorbildlichen Wandel zurückbleiben. So hast du nicht bloß jede sittliche Anforderung kraft deiner Tugend voll eingelöst, sondern kraft deines Eifers noch überboten. Das Fasten gehört zu unseren Geboten, aber nur an einzelnen Tagen: du aber vervielfältigst die Tage und Nächte und bringst ungezählte Stunden ohne Speise zu. Und wenn man dich einmal bittet, doch Speise zu dir zu nehmen und die (Heilige) Schrift für einige Augenblicke aus der Hand zu legen, bist du mit der Antwort gleich fertig: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jeglichem Worte Gottes“1. Bei den Mahlzeiten selbst pflegst du unschmackhafte Speisen zu wählen, damit der Widerwille beim Essen das Verlangen nach Fasten wecke: den Trunk vom Bronnen, Tränen beim Gebete, den Schlaf über dem Buche.
Matth. 4, 4. ↩
