16.
Das mochte in jüngeren Jahren angezeigt sein, solange der Geist zur Altersreife sich entwickelte: doch wenn einmal die Jungfrau den Leib bezwungen und den S. 375 Sieg über ihn davongetragen hat, soll sie das Mühen mäßigen, damit sie dem etwas jüngeren Alter als Lehrmeisterin erhalten bleibt. Rasch bricht der altersschwache Weinstock unter der Last der üppig treibenden Schößlinge zusammen, wenn er nicht einmal zurückgeschnitten wird. Solange er heranwächst, mag er üppig sprossen; ist er aber erstarkt, soll er zugeschnitten werden, daß er nicht in die Schößlinge schieße oder, von allzu schwerer Frucht beladen, absterbe. Ein tüchtiger Gärtner schirmt den besten Weinstock mit wärmender Erde, schützt ihn vor Kälte und gibt obacht, daß ihn die Mittagssonne nicht versenge. Auch das Ackerland bearbeitet er zu wiederholten Malen1, bezw. wechselt, wenn er es nicht brach liegen läßt, mit dem Samen, damit der Boden auf Grund des Saatwechsels sich erhole2. Auch du, Jungfrau im ehrwürdigen Alter, bebaue das Gelände deines Herzens doch wenigstens mit abwechselnden Samenarten, jetzt mit mäßigen Speisen, dann wieder mit nicht allzu häufigem Fasten, mit Lesung, Arbeit und Gebet! Die Abwechslung im Mühen mag die Ruhepause ersetzen.
