Text.
Dem geliebtesten Bruder Aurelius (sendet) Innocentius (seinen Gruß).
Mit welchem Unwillen, mit welchem Verdrusse ich es lese oder höre, daß die Kirche und insbesondere die Bischöfe übel behandelt werden, weiß deine Brüderlichkeit recht wohl; auch bin ich ausser Stande, die einem so großen Schmerze angemessenen Worte zu finden, wenn die Hände leichtfertig aufgelegt, ein Hoherpriester mit Nachlässigkeit erwählt wird. Siehe, öffentlich wurde die Klage, die da immer bewirkte, daß sich Aller eine erschütternde Furcht bemächtigte. So werden die in den kirchlichen Dogmen auferzogenen oder zu Ehren gelangten Kleriker bei den Altären Christi verachtet, so werden sie übergangen, als ob es Sünde wäre, zum Vorsteheramte ordnungsmäßig zu gelangen. Denn da Solche, welche in weltliche Bande, Händel und Gewohnheiten verstrckt sind, plötzlich dem Collegium eines so hohen Priesterthums beigesellt werden, so erscheinen sowohl Jene verachtet, aus denen die Wahl hätte getroffen werden sollen, als auch die übel eingeführt, welche gegen die Ordnung sich vielmehr eindrängen als gewählt werden. Denn welch' „Ünglück ist es, wenn Der Lehrer wird, welcher niemals Schüler S. 128 gewesen, wenn der Hoherpriester wird, welcher niemals auf irgend einer Stufe des Priesterthums Gehorsam geleistet."1 Durchlies die Schreiben der Präfecten und sieh' nach, was falsch oder für gewiß in den Schriften der vorgesetzten Gewalt angeführt ist. Wir selbst fürwahr, wir, sage ich, haben die Scheu vor dem Heiligthume vernichtet, die wir gleichsam das Verächtlichste zu Hohenpriestern erheben, so daß man es schon als etwas Schädliches in öffentlichen Gesprächen zu verurtheilen beginnt. Theuerster Bruder! Ich wünschte, daß du alle diese Schriften allen afrikanischen Kirchen zusendest und ihnen die beiliegenden Schreiben der Präsecten anschließest, damit über das, was mit Unrecht gelobt wird, Rath und Gericht gehalten werde, ob sich dergleichen erproben lasse, damit sowohl die vergangenen Fehler, wenn sie nachgewiesen werden, mit entsprechender Strenge geahndet als auch für die Zukunft verhindert werde, daß die Heiligkeit der Kirche durch unsere Saumseligkeit geschwächt werde und jene Privilegien verliere, welche sie durch verehrungswürdige Männer erlangte. Gott erhalte dich unversehrt! Gegeben am 2. Juni unter dem Consul Junius Quartus Palladius.2
