Einleitung.
Theophilus von Alexandrien, den wir schon als den erbittertsten Gegner der Origenisten kennen gelernt, hatte bald nach der alexandrinischen Synode vom J. 399 die Anhänger des Origenes, namentlich die langen Brüder,1 mit Ausnahme Dioscurs, und mehr als 300 andere origenistisch gesinnte Mönche Ägyptens aus ihrer Heimath verjagt. Die Mehrzahl derselben floh nach Palästina, ungefähr fünfzig aber und darunter gerade die langen Brüder giengen nach Constantinopel (401), wo der hl. Chrysostomus sie zwar liebreich aufnahm und unterstützte, auch bei Theophilus Fürbitte für sie einlegte, sie aber doch, weil von ihrem S. 38 Bischöfe gebannt, nicht zum Abendmahl zuließ. Theophilus war sowohl mit Chrysostomus unzufrieden, zumal er, freilich irrig vernommen hatte, derselbe habe die Mönche förmlich zur Kirchengemeinschaft zugelassen, als gegen die Mönche unerbittlich. Aber auch diese hatten schwere Klagen gegen Theophilus zu den Ohren des Kaisers Arcadius gebracht, und dieser verlangte, Theophilus müsse selbst nach Constantinopel kommen, um sich vor Chrysostomus gegen die Anklagen zu rechtfertigen; die Kläger aber wurden einstweilen, da sie keinen vollen Beweis gegen Theophilus liefern konnten, in Haft genommen, bis ihr Gegner erscheine und es sich zeige, ob sie ihn verleumdet hätten oder nicht. Theophilus verzögerte seine Abreise nach Constantinopel recht absichtlich und beredete den schon neunzigjährigen übereifrigen Bischof Epiphanius von Salamis, daß er vorausgehe und den Feldzug gegen die Origenisten in Constantinopel eröffne. Dieß geschah im Winter des J. 402. Epiphanius aber versöhnte sich bald mit den langen Brüdern und kehrte sogleich nach Cypern zurück, starb jedoch noch auf der See im J. 403. Bald darauf kam Theophilus selbst nach Constantinopel, brachte eine beträchtliche Anzahl ägyptischer Bischöfe mit, trat mit den Feinden des Chrysostomus (und er hatte deren viele), namentlich mit der Kaiserin Eudoxia und den Bischöfen Acacius von Beröa, Antiochus von Ptolemais, Severian von Gabala u. A. in geheimes Einverständniß und erhielt endlich vom Kaiser die Genehmigung, statt als Angeschuldigter vor Chrysostomus zu stehen im Gegentheile selbst eine Synode veranstalten und vor diese den Chrysostomus citiren zu dürfen. Weil Dieser jedoch in seiner Gemeinde ungemein beliebt war, schien es rathsam, jene Synode nicht in Constantinopel, sondern in der Nähe Chalcedons auf dem Landgute „zur Eiche" zu halten, das dem kaiserlichen Präfecten Rufinus gehörte und einen Palast, eine große Kirche und ein Kloster in sich faßte. Es kamen hier 36 Bischöfe unter dem Vorsitze des Exarchen Paulus von Heraklea zusammen, lauter persönliche Feinde des Chrysostomus. Welche Ungerechtigkeiten S. 39 und Gewaltthaten von Diesen auf und nach der Synode gegen Chrysostomus begangen wurden, erzählt Dieser selbst in unserem an den Papst gerichteten Schreiben, an welchen er sich um Hilfe wandte; der Brief ist im J. 404 geschrieben, unmittelbar nach der am Charsamstage an Chrysostomus verübten Gewaltthat, also im April.
Die waren vier sehr gelehrte Mönche und Geistliche Ägyptens, früher intime Freunde des Theophilus. Sie hießen: Dioscur (von ihm zum Bischof von Klein-Hermopolis geweiht), Ammonius, Euthymiuss und Eusebius. ↩
