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Dem geliebtesten Bruder Anysius (sendet) Innocentius (seinen Gruß).
Nachdem Christus, unser Gott, den Bischof Anastasius heiligen Andenkens, wenngleich schnell, zu sich zu berufen sich gewürdigt, indem er seine Verdienste für so zahlreich und groß erachtete, daß sie das Verweilen in der mensch- S. 11 lichen Gesellschaft schon überragten durch die Reinheit seines Lebens und durch die Überfülle der Weisheit, mit welcher er das Volk Gottes in aller Strenge der kirchlichen Gewalt leitete, wurde, damit seine Kirche auch nicht eine Weile ohne Führung des Leiters sei, sogleich nach seiner Barmherzigkeit, unter Zustimmung der heiligen Priester, des ganzen Klerus und Volkes mit (jenem) Frieden, welchen Gott bei seiner Rückkehr in den Himmel der Kirche zu schenken sich würdigte, ich an seine Stelle ordinirt; es ist billig, daß du, theuerster Bruder, Dieß erfährst und ich die erste Nachricht nur dem besten und in Gott stets treu arbeitenden Manne schnell mittheile. Haben doch schon so viele und so große Männer, meine Vorgänger im Bischofsamte, nemlich Damasus heiligen Andenkens, Siricius und der oben genannte Mann, dir so viel (Vertrauen und Ehre) erwiesen, daß sie über alle Angelegenheiten jener Theile deiner Heiligkeit, welche der Gerechtigkeit voll ist, die Kenntnißnahme übergaben; daß auch meine Wenigkeit dieses Urtheil festhalte und desselben Willens sei, magst du (hiemit) geziemend erfahren. Es wäre auch nicht billig, daß ich gegen das Urtheil so vieler vortreffticher Männer, deren Nachfolger ich bin, Etwas unternehmen würde, oder daß deinem Verdienste, für welches (jene) ausgezeichneten Männer die so große Gunst eines solchen Ansehens verliehen haben, irgend ein Abbruch geschehen sollte. Deßhalb halte ich mir gegenwärtig, daß ich erkenne, auch meiner Wenigkeit sei eben Dasselbe vorbehalten, daß ich mit gleichem Urtheile und in ähnlicher Form den Guten ebenso wie deiner Liebe das zutheile, was du verdienst.
