1.
Geliebteste! Voll Freude über die in euerer Ergebenheit zutage tretende fromme Gesinnung danke ich Gott, dass ich die Liebe christlicher Eintracht in euch finde. Seht ihr doch, wie euer zahlreiches Erscheinen bekundet, in der Wiederkehr dieses Tages Grund zu gemeinschaftlicher Freude und in den Jahrestagsfesten des Oberhirten eine Ehrenfeier für die ganze Herde. Mag auch die gesamte Kirche Gottes in bestimmte Rangstufen gegliedert sein, so dass die Einheit ihres Leibes verschiedene Teile umfaßt, „so sind wir doch“, wie der Apostel sagt, „alle eins in Christus“1 . Kein Glied steht, wie unscheinbar es auch sein mag, der Aufgabe des anderen so fern, dass es nicht mit dem Haupte verbunden wäre. In der Einheit des Glaubens und der Taufe genießen wir, Geliebteste, unterschiedslose Gleichheit und gemeinsame Würde. So hören wir aus dem heiligen Munde des hochseligen Apostels Petrus: „Und S. 12wie lebendige Steine bauet euch auf zu geistigen Wohnungen, zu einem heiligen Priestertum, indem ihr geistige Opfer darbringt, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus!“2 . Und3 weiter unten sagt er: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliger Stamm, das Volk der Erwerbung“4 . Alle, die in Christus wiedergeboren sind, macht also das Zeichen des Kreuzes zu Königen, während sie die Salbung des Heiligen Geistes zu Priestern weiht. Darum sollen sich auch alle, die im Geiste und in ihren Grundsätzen Christen sind, bewußt sein, dass sie abgesehen von den besonderen Aufgaben unseres Amtes von königlichem Geschlecht stammen und an den Pflichten des Priesters Anteil haben! Was ist so königlich, als wenn ein Gott untertäniger Geist die Herrschaft über seinen Leib führt? Und was entspricht so den Obliegenheiten eines Priesters als dem Herrn ein reines Gewissen zu weihen und ihm makellose Opfer der Frömmigkeit auf dem Altar seines Herzens darzubringen? Mögen daran durch Gottes Gnade auch alle Anteil haben, so ist es doch nur gottgefällig und löblich, wenn ihr euch über den Tag unserer Erhebung zur höchsten Würde wie über eine euch selbst zuteil gewordene Ehre freut, so dass also der g a n z e Leib der Kirche das eine Sakrament des Hohenpriestertums feiert. Wenn dieses auch bei der Ausgießung des Weiheöls seine Segnungen in reicherem Maße auf die oberen Glieder übergehen ließ, so wurden doch auch die unteren nicht kärglich damit bedacht.
