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S. 145Geliebteste! Nachdem wir unlängst den Tag gefeiert haben, an welchem die unbefleckte Jungfrau den Erlöser des Menschengeschlechtes gebar, bietet uns das verehrungswürdige Fest der Erscheinung des Herrn aufs neue Grund zur Freude, damit nicht inmitten der sich nahestehenden Geheimnisse verwandter Feiertage die Glut unserer Begeisterung erlösche und unser Eifer im Glauben erkalte. Deutet es doch auf die Erlösung aller hin, wenn die ganze Welt schon damals von der Kindheit des „Mittlers zwischen Gott und den Menschen“1 Kunde erhielt, als dieser noch in einem ganz kleinen Städtchen verborgen war. Hatte er auch das israelitische Volk und aus diesem wiederum eine einzige Familie erkoren, um daraus die allen Menschen eigene Natur anzunehmen, so wollte er doch nicht, daß die Erstlingszeit seines Lebens in der engen Behausung seiner Mutter verborgen bleibe. Nein, sein Wille war es, daß der gar bald von allen erkannt werde, der sich herabließ, für alle zu sterben. Es erschien darum den drei Weisen im Morgenlande ein Stern von ungewöhnlichem Glanze2 , der, heller und schöner als die übrigen Gestirne, die Augen und die Gedanken jener, die ihn erblickten, ohne weiteres auf sich lenken mußte. So erkannte man alsbald, daß jene außerordentliche Erscheinung nicht ohne Grund sein könne. Der also das Zeichen gab, verlieh auch jenen, S. 146die es sahen, die Fähigkeit, es zu deuten. Und was er erkennen ließ, das ließ er auch suchen. Und als man ihn suchte, ließ er sich finden.
