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S. 415Geliebteste! Das heutige auf dem ganzen Erdenrunde voll Ehrfurcht gefeierte Fest ist geweiht durch die Ankunft des Heiligen Geistes, der am fünfzigsten Tage nach der Auferstehung des Herrn auf die Apostel und die Schar der Gläubigen herabkam, wie man es erwartete. Erwartet aber wurde diese Ankunft, weil unser Herr Jesus sie verheißen hatte1 . Der Heilige Geist wollte damit nicht erst jetzt seinen Wohnsitz in den Seelen der Gläubigen aufschlagen, sondern in den ihm gehörenden Herzen die Liebe noch mehr entzünden und sie noch mehr durchdringen. Seine Gnaden flossen also reichlicher, nicht aber zum erstenmal. Und wenn auch seine Güte jetzt größer war, so war sie darum doch nicht neu. Niemals war die Majestät des Heiligen Geistes von der Allmacht des Vaters und des Sohnes geschieden. Alles Walten Gottes in der Welt ist ein Ausfluß der Fürsorge der gesamten Dreieinigkeit. Einig ist sie in ihrer verzeihenden Milde, einig in ihrer strengen Gerechtigkeit. Wo der Wille der gleiche ist, da gibt es auch kein getrenntes Handeln. Was der Vater erleuchtet, das erleuchtet auch der Sohn und der Heilige Geist.Da aber die Person des „Ausgesandten“ eine andere ist wie die des „Aussendenden“ oder die des die Aussendung „Verheißenden“, so offenbart sich uns hier zugleich die Einheit und die Dreiheit. Man ersieht daraus, daß zwar ihre Natur dieselbe ist, aber keine von ihnen nur für sich allein existiert, daß die Einheit ihres Wesens keine Einheit der Person in sich schließt.
vgl.Lk 24,49;Joh 14,26 ↩
