Edition
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Adversus Praxean
CAP. 8.
[1] Hoc si qui putaverit me probolh_n aliquam introducere, id est prolationem rei alterius ex altera, quod facit Valentinus alium atque alium aeonem de aeone producens, primo quidem dicam tibi, non ideo non utitur et veritas vocabulo isto et re ac censu eius quia et haeresis utatur : immo haeresis potius ex veritate accepit quod ad mendacium suum strueret.
[2] prolatus est sermo dei an non? hic mecum gradum fige. si prolatus est, cognosce probolh_n veritatis, et viderit haeresis si quid de veritate imitata est. iam nunc quaeritur quis quomodo utatur aliqua re et vocabulo eius. Valentinus probola_j suas discernit et separat ab auctore, et ita longe ab eo ponit ut aeon patrem nesciat; denique desiderat nosse nec potest, immo et paene devoratur et dissolvitur in reliquam substantiam.
[3] apud nos autem solus filius patrem novit, et sinum patris ipse exposuit, et omnia apud patrem audivit et vidit, et quae mandatus est a patre ea et loquitur, nec suam sed patris perfecit voluntatem, quam de proximo immo de initio noverat.
[4] quis enim scit quae sint in deo nisi spiritus qui in ipso, est? sermo autem spiritu structus est, et ut ita dixerim sermonis corpus est spiritus. sermo ergo et in patre semper, sicut dicit, Ego in patre : et apud deum semper, sicut scriptum est, Et sermo erat apud deum: et nunquam separatus a patre aut alias a patre quia Ego et pater unum sumus.
[5] haec erit probolh_ veritatis, custos unitatis, qua prolatum dicimus filium a patre sed non separatum. protulit enim deus sermonem, quemadmodum etiam paracletus docet, sicut radix fruticem et fons fluvium et sol radium : nam et istae species probolhai\ sunt earum substantiarum ex quibus prodeunt. nec dubitaverim filium licere et radicis fruticem et fontis fluvium et solis radium, quia omnis origo parens est et omne quod ex origine profertur progenies est, multo magis sermo dei qui etiam proprie nomen filii accepit: nec frutex tamen a radice nec fluvius a fonte nec radius a sole discernitur, sicut nec a deo sermo.
[6] igitur secundum horum exemplorum formam profiteor me duos licere deum et sermonem eius, patrem et filium ipsius : nam et radix et frutex duae res sunt sed coniunctae, et fons et flumen duae species sunt sed indivisae, et sol et radius duce formae sunt sed cohaerentes.
[7] omne quod prodit ex aliquo secundum sit eius necesse est de quo prodit, nec ideo tamen est separatum. secundus autem ubi est, duo sunt, et tertius ubi est, tres sunt. tertius enim est spiritus a deo et filio, sicut tertius a radice fructus ex frutice et tertius a fonte rivus ex flamine et tertius a sole apex ex radio: nihil tamen a matrice alienatur a qua proprietates suas ducit. ita trinitas per consertos et connexos gradus a patre decurrens et monarchiae nihil obstrepit et oeconomiae statum protegit.
Übersetzung
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Gegen Praxeas. (BKV)
8. Cap. Ob und in welchem Sinne der Sohn eine Probole (Hervorbringung) des Vaters genannt werden könne?
Wenn sich jemand einbilden sollte, ich wollte hiermit eine sog. Probole, d. h. Hervorbringung eines Dinges aus einem andern, einführen, wie Valentinus thut, indem er einen Äon nach dem andern aus dem Äon hervorgehen lässt, so entgegne ich erstens, soll sich die richtige Lehre dieses Ausdrucks, der Sache und ihrer Herleitung deshalb etwa nicht bedienen, weil sich die Häresie derselben bedient?1 Umgekehrt, die Häresie hat ja der Wahrheit das entnommen, worauf sie ihre Lügen gründet. Ich frage, ist das Wort Gottes hervorgebracht worden oder nicht? Halte diese Position mit mir fest! Ist es hervorgebracht worden, so erkenne mit mir die Probole der richtigen wahren Lehre an, und die Häresie mag dann sehen, wie sie zurechtkommt, wenn sie der Wahrheit etwas nachgeäfft hat.
Für jetzt fragt es sich hier, wer sich der Sache und der Bezeichnung dafür bedient, und wie? Valentinus macht einen Unterschied unter den Wesen, die er Probole nennt, trennt sie von ihrem Urheber und rückt sie so weit von einander, dass der Äon seinen Vater nicht mehr kennt. Schliesslich verlangt ersterer sogar, ihn kennen zu lernen, und kann es nicht, ja er wird fast aufgezehrt und in die übrige Substanz aufgelöst. Bei uns kennt der Sohn allein den Vater, er hat den Schooss des Vaters selbst beschrieben;2 er hat beim Vater alles gehört und gesehen, und was ihm vom Vater aufgetragen worden ist, das verkündet er; er thut nicht seinen Willen, sondern den des Vaters, den er ganz genau, ja sogar von Anfang an gekannt hat. „Denn wer weiss, was in Gott ist, als der Geist, der in ihm ist”?3 Das Wort ist aber auf den Geist gebaut, ja es ist gewissermaassen der Körper des Geistes. Das Wort ist also stets im Vater, wie es heisst: „Ich bin im Vater”4 und stets bei dem Vater, wie geschrieben steht: „Das Wort war bei Gott”5 und es ist niemals vom S. 519 Vater getrennt, noch ein anderes als der Vater. Denn — „ich und der Vater sind eins”.6
Das ist die Probole in der richtigen Lehre, die Wahrerin der Einheit, wonach wir den Sohn vom Vater hervorgebracht, aber nicht abgesondert sein lassen. Gott hat nämlich, wie auch der Paraklet lehrt, das Wort hervorgebracht, wie eine Wurzel den Schössling, eine Quelle den Bach oder die Sonne den Strahl. Denn auch diese Einzelwesen sind eine Probole der Substanzen, aus denen sie hervorgehen. Ich würde gar keinen Anstand nehmen, auch den Sohn Schössling der Wurzel, Bach der Quelle und Strahl der Sonne zu nennen. Denn jeder Ursprung ist ein Vater, und alles, was aus dem Ursprung hervorgeht, ist ein Abkömmling davon, noch viel mehr also das Wort Gottes, welches sogar im eigentlichen Sinne den Namen Sohn bekommen hat. Der Schössling reisst sich ebenso wenig von der Wurzel, der Bach von der Quelle und der Strahl von der Sonne los, als das Wort von Gott. Nach Analogie solcher Beispiele rede ich also, wie ich gestehe, von zweien, von Gott und seinem Wort, vom Vater und seinem Sohn. Denn auch der Schössling und die Wurzel sind zweierlei Dinge, aber sie sind verbunden; der Bach und die Quelle zwei verschiedene Einzelwesen aber ungeteilt; die Sonne und der Strahl zwei Formen, aber zusammenhängend. Alles, was aus irgend etwas anderem hervorgeht, ist notwendig das zweite nach dem, woraus es hervorgeht, aber darum doch nicht von ihm getrennt. Wo ein zweiter ist, da sind zwei, und wo ein dritter, drei. Der dritte ist nämlich der Geist7 von Vater und Sohn, wie das dritte die aus dem Schössling hervorgehende Frucht, der aus dem Bach von der Quelle entstehende Fluss, das aus dem Strahl von der Sonne kommende Lichtflämmchen. Nichts jedoch wird von seinem Mutterwesen, woraus es seine Eigenschaften ableitet, losgerissen. So thut auch die Dreifaltigkeit, die vom Vater durch zusammenhängende und an einander gefügte Stufen herkommt, der Monarchie keinen Eintrag, sondern leistet dem Wesen der Ökonomie Vorschub.