13.
Es kommt mir vor, als ob dich noch etwas anderes schmerze, nämlich die Furcht, deine Kneipen möchten keinen Gewinn mehr abwerfen, wenn bei den Galliern Enthaltsamkeit, Mäßigkeit und Fasten sich eingebürgert haben, es möchte dann unmöglich sein, die ganze Nacht hindurch Teufelsvigilien und lärmende Gelage zu veranstalten. Außerdem ist mir im gleichen Briefe mitgeteilt worden, daß du gegen den ausgesprochenen Willen des Apostels Paulus, ja auch der Apostel Petrus, Jakobus und Johannes, die dem Paulus und Barnabas die Rechte reichten zum Zeichen der Zusammengehörigkeit und ihnen auftrugen, der Armen eingedenk zu sein, davor warnst, tröstliche Spenden zur Unterstützung der Mönche nach Jerusalem abzusenden. Natürlich wirst du, wenn ich mich hiergegen wehre, sofort bellen, ich verfolge egoistische Interessen, du, der du alle so freigebig beschenkt hast, daß wir insgesamt Hungers gestorben wären, wenn du dich nicht in S. 319Jerusalem gezeigt und deine und deiner Auftraggeber Gelder so reichlich gespendet hättest. Ich sage dasselbe, was der hl. Apostel Paulus in fast allen seinen Briefen sagt und den Kirchengemeinden unter den Heidenchristen vorschreibt, alle sollten am Tage nach dem Sabbate, also am Sonntage, zusammenlegen. Die so gesammelte Summe sollte dann nach Jerusalem gesandt werden zur tröstlichen Unterstützung der Christen, entweder durch Jünger oder durch andere als zuverlässig erprobte Leute, oder wenn es sich der Mühe lohne, werde er persönlich über den Ertrag bestimmen oder ihn abholen1 . In der Apostelgeschichte spricht Paulus zu dem Statthalter Felix: „Nach mehreren Jahren bin ich nach Jerusalem gekommen, um meinem Volke Almosen zu bringen, zu opfern und ein Gelübde zu erfüllen. Darüber fanden sie mich, nachdem ich gereinigt war, im Tempel“2 . Konnte er nicht in einem anderen Erdteile und in den Kirchen, die er in ihrem Werden in seinem Glauben unterwiesen hatte, verteilen, was ihm andere spendeten? Aber er wünschte damit die Armen an den heiligen Stätten zu beschenken, die Christi wegen ihr eigenes geringes Vermögen verlassen hatten, um sich voll und ganz in den Dienst des Herrn zu stellen. Es würde zu weit führen, wollte ich aus seinen gesamten Briefen alle Stellen zusammensuchen, an welchen er, und zwar mit allem Nachdruck, darauf hinarbeitet, daß nach Jerusalem und an die heiligen Stätten für die Gläubigen Geld abgeführt werde nicht aus habsüchtigen Gründen, sondern zum Zwecke der Unterstützung, nicht um Reichtümer aufzuspeichern, sondern um den Bedürfnissen des Leibes zu genügen, um gegen Kälte und Hunger geschützt zu sein. Diese Gewohnheit hat sich im Judenlande bis heute erhalten, nicht nur bei uns, sondern auch bei den Hebräern, damit diejenigen, die bei Tage und bei Nacht im Gesetze des Herrn forschen3 , die auf Erden außer Gott keinen Vater haben, durch das Almosen der Synagogen des ganzen Erdkreises unterstützt werden, natürlich S. 320entsprechend den Rücksichten, welche die Billigkeit fordert, nicht so, daß die einen Hilfe erhalten, die anderen dagegen in Not geraten, sondern so, daß der Überfluß der einen den Mangel der anderen abstellt4 .
