Erster Artikel. Die Auferstehung Christi war notwendig.
a) Dies wird bestritten. Denn: I. Damascenus sagt (4. de orth. fide c. ult.): „Das Wiederauferstehen ist das zweite Aufstehen des sinnbegabten Wesens, das gefallen und verwest ist.“ Christus aber ist nicht gefallen durch die Sünde und sein Leib ist nicht verwest. II. Wer wiederaufgerichtet wird, gelangt zu etwas Höherem als er früher besessen. Der Leib Christi aber als auferstandener blieb wie vorher mit der Gottheit verbunden. III. Was mit Bezug auf die menschliche Natur Christi geschah, diente zu unserem Heile. Unser Heil ist aber genügend durch den Tod Christi gewirkt. Also war die Auferstehung überflüssig. Auf der anderen Seite heißt es Luk. ult.: „Es mußte Christus leiden und von den toten auferstehen.“
b) Ich antworte; die Auferstehung war notwendig wegen fünferlei: 1. Wegen der göttlichen Gerechtigkeit, der es zugehört „zu erhöhen diedemütigen“ (Luk. 1, 52.). Da also Christus sich aus Liebe und Gehorsam gedemütigt hat bis zum Tode am Kreuze, mußte Ihn Gott erhöhen durch die glorreiche Auferstehung. 2. Wegen der Bestärkung unseres Glaubens. Denn durch die Auferstehung Christi ist gestärkt worden unser Glaube an seine Gottheit, weil, nach 2. Kor. ult., „obgleich Er gekreuzigt worden auf Grund der Schwäche, Er auferstanden ist in der Kraft Gottes.“ Und deshalb heißt es 1. Kor. 15.: „Ist Christus nicht auferstanden, so ist leer und eitel unsere Predigt, leer und eitel auch euer Glaube.“ Deshalb sagt Augustin zu Ps. 29, 10.: „Wenn ich nicht (in der Person Christi) sogleich auferstehe und mein Körper verwest: werde ich niemandem predigen können, niemanden gewinnen.“ 3. Wegen der Vermehrung unserer Hoffnung. Denn da wir Christum auferstehen sehen, der unser Haupt ist, hoffen wir, daß auch wir auferstehen werden. Darum sagt der Apostel (1. Kor. 14.): „Wenn gepredigt wird, daß Christus von den toten auferstanden ist; wie können einige bei euch sagen, daß es keine Auferstehung der toten giebt.“ Und Job sagt (19, 23.): „Ich weiß (durch den Glauben), daß mein Erlöser lebt (nämlich Christus der Auferstandene) und deshalb werde ich am jüngsten Tage vom Staube wiederauferstehen; diese Hoffnung ist niedergelegt in mein Herz.“ 4. Wegen der Anleitung zu einem vollkommenen christlichen Leben, nach Röm. 6.: „Wie Christus auferstanden ist von den toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln“ … „Christus, der auferstanden ist, stirbt nicht mehr; so haltet auch ihr euch gestorben der Sünde und lebend für Gott.“ 5. Wegen der Vervollständigung unseres Heiles. Denn wie Christus durch die Geduld im Tode uns vom Tode befreit hat, so ist Er in der Auferstehung verherrlicht worden, damit Er uns mit Leben und mit Gütern anfülle, nach Röm. 4.: „Er ist dahingegeben worden wegen unserer Sünden; Er ist auferstanden wegen unserer Rechtfertigung.“
c) I. Christus fiel durch den Tod vom Leben ab, wenn auch nicht von der Gerechtigkeit durch die Sünde. In seiner Person sagt der Prophet (Mich. 7.): „Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich gefallen bin; ich werde auferstehen.“ Und zudem war schon die Trennung des Leibes von der Seele wie eine gewisse Auflösung. II. Die Gottheit war nach dem Tode in der Person mit dem Fleische vereint; nicht aber, wie in der Natur die Seele mit dem Leibe verbunden ist. Daß also der Leib mit der Seele wiederverbunden worden ist, das ist etwas Höheres in Anbetracht der Natur des Menschen; wenn auch nicht in Anbetracht der Person. III. Das Leiden Christi hat im eigentlichen Sinne unser Heil gewirkt, indem es nämlich die Übel entfernte; die Auferstehung aber als Anfang und Beispiel des Guten.
