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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 59

Sechster Artikel. Die richterliche Gewalt Christi erstreckt sich auch auf die Engel.

a) Dem widerspricht Folgendes: I. Die Engel sind bereits gerichtet im Beginne der Zeiten gemäß dem Guten und Bösen. Also unterliegen sie nicht dem Richterspruche Christi, II. Die Engel werden vielmehr Richter sein, nach Matth. 20.: „Wenn
der Menschensohn kommen wird in seiner Majestät und alle Engel mit Ihm.“ III. Ist Christus der Richter über die Menschen und über die Engel,
die höchsten Geschöpfe der Natur nach, so ist Er schlechthin Richter über
Alles; und damit ist das eigenste Bereich der göttlichen Vorsehung gestört.
Ebenso ist es gegen Job 34.: „Wen hätte Er denn aufgestellt über die
Erde; oder wem hat Er den Erdkreis übergeben, den Er herstellte?“ Auf der anderen Seite sagt der Apostel (1. Kor. 6.): „Wißt ihr nicht, daß wir auch über die Engel richten werden;“ gewiß aber nur kraft der Autorität und Macht Christi.

b) Ich antworte, auch Christo dem Menschen seien die Engel unterworfen. Dies geht aus drei Gründen hervor: 1. Die angenommene menschliche Natur ist Gott näher in Christo wie die Natur in einem der Engel und ist somit in höherem Grade angefüllt mit der Kraft des göttlichen Wortes; so daß Christus, nach Dionysius (7. coel. hier.), auch die Engel erleuchtet und somit über sie zu urteilen hat. 2. Wegen der Erniedrigung im Leiden hat die menschliche Natur in Christo verdient, über die Engel erhoben zu werden, so daß „im Namen Jesu aller Kniee sich beugen derer im Himmel, auf Erden und unter der Erde.“ Danach richtet der Herr über alle Engel: gute und schlechte; und wird Apok. 7. gesagt: „Alle Engel standen im Umkreise des Thrones.“ 3. Die Engel sind beschäftigt mit der Leitung (resp. Versuchung) der Menschen, von denen Christus in specieller Weise das Haupt ist; weshalb Hebr. 1. es heißt: „Alle sind dienende Geister zum Dienste gesandt für jene, die da erfassen das ewige Erbe.“ Sie unterliegen aber der Richtergewalt Christi 1. mit Rücksicht auf das, was sie wirken; denn dieses Wirken ist geleitet durch den Menschen Christus, dem sie dienten (Matth. 4.) und den die Dämonen anflehten. Er möge sie in die Schweine gehen lassen (Matth. 8.); — 2. mit Rücksicht auf einzelne, zur wesentlichen hinzutretende Belohnungen, wie z. B. daß „sie Freude haben über die Bekehrung eines Sünders,“ also am Heile der Menschen (Luk. 15.), und daß die Teufel ebenso durch das Gute, was die Menschen thun, gequält werden; wonach (Mark. 24.) der Dämon schrie: „Jesus von Nazareth; was bist Du vor der Zeit gekommen, uns zu quälen.“ Die wesentliche Belohnung der Engel, also die Anschauung Gottes, und dementsprechend bei den Dämonen die Höllenstrafe kommt von Christo als dem ewigen Richter, dem Worte des Vaters.

c) I. Dies bezieht sich auf den wesentlichen Lohn, resp. die wesentliche Strafe. II. „Der geistige Mensch richtet, wird aber gerichtet von der Wahrheit,“ sagt Augustin (de vera Relig. 31.). Die Engel also richten wohl,
werden aber ihrerseits gerichtet von Christo. III. Die Richtergewalt Christi erstreckt sich auf. die Leitung der ganzen
Kreatur. Denn wenn nach Augustin (3. de Trin. 4.) „die niedrigeren Dinge
gemäß einer gewissen Ordnung geleitet werden von den höheren;“ so wird Alles
schlechthin geleitet durch die höchste Kreatur, die Seele Christi. Denn „nicht
den Engeln hat Er unterworfen den Erdkreis der Zukunft (nämlich den Ihm
ganz gehorchenden Erdkreis), sondern Ihm, von dem wir sprechen;“ d. i. Christo.
Deshalb hat Er aber „keinen anderen über den Erdkreis gestellt;“ sondern Er
ist ein und derselbe, Gott und Mensch, unser Herr Jesus Christus. Dies genüge für das Geheimnis der Menschwerdung.

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