Dritter Artikel. Das hauptsächlichste Sakrament ist die Eucharistie.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Das Gemeinbeste, das da Zweck der Ehe ist, steht voran dem Besten der einzelnen Person, das der Zweck der Eucharistie ist. Also ist die Ehe ein größeres Sakrament wie die Eucharistie. II. Die Firmung und Priesterweihe haben einen höherstehenden Spender, nämlich den Bischof. Also sind sie größere Sakramente wie die Eucharistie, die ein einfacher Priester spenden kann. III. Die Taufe, Firmung, Priesterweihe prägen einen sakramentalen Charakter auf, haben sonach mehr Kraft in sich und sind größere Sakramente wie die Eucharistie. IV. Die Eucharistie hängt ab von der Taufe; denn kein ungetaufter kann die Eucharistie nehmen. Die Taufe aber hängt nicht ab von der Eucharistie. Also ist die Taufe ein bedeutenderes Sakrament. Auf der anderen Seite sagt Dionysius: „Niemand wird vollendet in der heiligen Rangordnung außer durch die überaus göttliche Eucharistie.“
b) Ich antworte; schlechthin sei die Eucharistie das hauptsächlichste unter den Sakramenten. Denn 1. ist in selbem Christus selbst enthalten der Substanz nach, in den anderen Sakramenten aber ist nur eine von Christo mitgeteilte Kraft; — 2. werden alle anderen Sakramente zu diesem bezogen wie zu ihrem Zwecke; denn die Priesterweihe hat zum Zwecke die Konsekration der Eucharistie, die Taufe den Empfang der Eucharistie, die Firmung die Überwindung der Furcht infolge deren sich jemand von der Eucharistie zurückzieht, die Buße und die heilige Ölung bereiten dazu vor dieses Sakrament würdig zu Nehmen, die Ehe bezeichnet mindestens die Einheit der Kirche und Christi, die in der Eucharistie zum innigsten Ausdruck kommt, nach Ephes. 5.: „Dieses Sakrament ist groß; in Christo aber sage ich und in der Kirche;“ — 3. werden alle Sakramente während der Feier oder durch die Feier dieses Sakramentes vollendet (3. de eccl. hier.); wie z. B. die zu Priestern geweihten kommunizieren und die neugetauften, falls sie erwachsen sind. Die anderen Sakramente aber können in vielfacher Weise miteinander verglichen werden. In Anbetracht der Notwendigkeit steht allen voran die Taufe; in Anbetracht der Vollendung steht voran die Priesterweihe; in der Mitte findet sich die Firmung. Die Buße und die letzte Ölung stehen tiefer; denn sie gehören nicht an und für sich zum christlichen Leben, sondern nur unter Vomussetzung hinzutretender Mängel und Sünden als Heilmittel dagegen. Dabei steht die letzte Ölung im selben Verhältnisse zur Buße wie die Firmung zur Taufe: die Buße ist notwendiger, die letzte Ölung entspricht mehr der Vollendung.
c) I. Die Ehe hat in körperlicher Weise das Gemeinbeste zum Zwecke; das geistige Gemeinbeste der ganzen Kirche ist der Substanz nach enthalten in dem Sakramente der Eucharistie. II. Durch die Priesterweihe und die Firmung werden die gläubigen Christi zu besonderen Ausgaben hingewiesen, welche das Fürstenamt angehen: zu streiten nämlich in vollendeter Kraft und zu leiten. Deshalb spendet der Bischof allein in der Kirche diese Sakramente, weil er gleichsam Fürstenrang in der Kirche hat. Durch das Sakrament der Eucharistie wird der Christ keiner besonderen Aufgabe zugewiesen; sondern dieses Sakrament ist vielmehr der Zweck und die Vollendung aller Aufgaben und Ämter. III. Der sakramentale Charakter ist eine gewisse Teilnahme am Priestertume Christi. Jenes Sakrament also steht höher, welches Christum selber mit dem Menschen verbindet; und nicht jenes, welches nur den Charakter Christi eindrückt. IV. Mit Rücksicht auf die Notwendigkeit ist die Taufe das hauptsächlichste Sakrament; mit Rücksicht auf den Spender ragen die Firmung und Priesterweihe hervor; mit Rücksicht auf das Bezeichnete die Ehe. Schlechthin aber, und nicht bloß unter einem beschränkten Gesichtspunkte, ist die Eucharistie das größte Sakrament.
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