1. Brief — An Don Christoph Rodriguez de Moya
Ávila, am 28. Juni 1568
Lobrede auf die Gesellschaft Jesu und ihre Freundschaft mit der Heiligen.
…Unser Herr beruft in diese Klöster Leute, die mich in Staunen setzen und tief beschämen; denn nur solche können ausgewählt werden, die dem Gebete ergeben und für unsere Lebensweise geeignet sind; sonst nehmen wir sie nicht. Gott verleiht ihnen aber auch eine so beständige Zufriedenheit und Freude, daß so ein Kloster ein Paradies auf Erden zu sein scheint. Dies ist wirklich so, wie Sie von verschiedenen Personen und insbesondere von einigen hiesigen Vätern der Gesellschaft Jesu erfahren können, wenn Sie zu ihnen kommen sollten. Diese Männer kennen mich und haben sich von dem Gesagten selbst überzeugt. Sie sind meine Väter, und ihnen verdankt meine Seele nächst dem Herrn alles Gute, das sie besitzt, wenn es so genannt werden kann. Einer der Gründe, die mich für jene Damen geneigt stimmen, ist der Umstand, daß sie bei diesen Vätern verkehrten, sowie mein Verlangen, Ihnen in allem zu dienen, worin es mir möglich ist. Denn nicht alle Personen, die ein geistliches Leben führen, sagten mir zur Aufnahme in unsere Klöster zu, sondern nur solche, die unter der Seelenleitung dieser Väter stehen. Von dieser Art sind fast alle unsere Nonnen. Soviel ich mich augenblicklich erinnere, habe ich von diesen keine aufgenommen, die nicht ein Beichtkind von ihnen gewesen wäre. Solche Personen passen für uns; wie diese Väter meine eigene Seele gefördert haben, so hat mir der Herr auch die Gnade erwiesen, daß ihr Geist auch in unsere Klöster verpflanzt wurde. Wenn Sie ihre Ordensregel kennen, so werden Sie finden, daß unsere Satzungen in vielen Stücken damit übereinstimmen. Ich habe nämlich ein Päpstliches Breve erwirkt, kraft dessen ich diese Satzungen verfassen konnte. Jetzt hat auch unser wohlehrwürdiger Pater General, als er hieher kam, sie approbiert und verordnet, daß sie in allen Klöstern, die ich stiften werde, beobachtet werden sollen. Auch gab er die Erlaubnis, daß die Väter der Gesellschaft Jesu uns predigen dürften, und verbot allen Oberen, dies zu verhindern. Ebenso gestattete er, daß jene, wenn sie wollen, unsere Beichten entgegennehmen können. Aber sie haben eine Vorschrift, die ihnen dies nur in Ausnahmefällen erlaubt; darum können wir sie nicht als ständige Beichtväter haben. Im übrigen verkehren sie bei uns sehr häufig; sie geben uns guten Rat und fördern uns außerordentlich. Dasselbe Verlangen wie jene Damen hatte auch ich. Auch ich wünschte und strebte danach, das Kloster, in dem ich mich befinde, der Leitung der Väter der Gesellschaft Jesu zu unterstellen. Ich weiß aber ganz gewiß, daß sie kein Kloster, und wäre es auch das einer Prinzessin, zur Leitung übernehmen; sie hätten sonst schon viele im Reiche. Es ist also die Erfüllung dieses Verlangens eine Unmöglichkeit. Ich preise unseren Herrn für die Freiheit, bei diesen Männern aus und ein gehen zu dürfen; kein anderer Orden erfreut sich ihrer. Es ist dies eine Freiheit, die uns niemand nimmt oder je nehmen wird.
Eben jetzt werden unter dem Beistande unseres Herrn Männerklöster nach unserer ursprünglichen Regel wie die bereits gestifteten gegründet, in denen das innerliche Gebet und die Abtötung geübt werden; ihrer Jurisdiktion sollen wir unterstellt werden. Unser wohlehrwürdiger Pater General hat schon die Erlaubnis dazu gegeben, und es fehlt nicht an Personen und auch nicht an Brüdern, die den entschiedenen Beruf in sich fühlen, in diese Klöster einzutreten, während es Häuser in übergroßer Zahl dafür gibt. Sehe ich, daß ein Ort geeignet ist, so werde ich vielleicht Sorge tragen, daß auch dort ein Kloster errichtet werde; denn es steht dies bei mir. Dazu habe ich die Vollmacht, und zwar in der Weise, daß die Klöster, die ich stifte, nur dem Ordensgeneral und jenem unterworfen seien, den er als seinen Stellvertreter ernennt. Es ist eine Sache von großer Wichtigkeit, daß diese Klöster mit Hilfe des Herrn in ihrer Vollkommenheit immer erhalten bleiben. Sie dürfen mir glauben, daß die Klöster der gemilderten Regel und jene, in denen das innerliche Gebet nicht geübt wird, mich sehr wenig befriedigen; deshalb habe ich auf alle mögliche Weise zur Erhaltung des Begonnenen Vorsorge zu treffen gesucht. Ich bitte Sie und ebenso auch jene Damen um der Liebe unseres Herrn willen, im Gebete meiner nicht zu vergessen! Das beabsichtigte Unternehmen empfehle ich fortan ihrer besonderen Obsorge. Ist es zum Dienste unseres Herrn, so wird es zustande kommen, und wenn nicht, so möge es unterbleiben! Auch wir werden hier in unseren Gebeten Ihrer eingedenk sein…
