5.
Wenn diese Demut eine wahre ist, dann glückselig eine solche Dienerin im tätigen Leben, die sich über niemand außer über sich selbst beklagen wird! Möge sie also andere ihren Kampf kämpfen lassen, der keineswegs ein geringer ist! Denn obgleich der Fahnenträger im Treffen nicht mitkämpft, so ist er doch in großer Gefahr, und innerlich leidet er vielleicht mehr als alle anderen, da er als Fahnenträger sich nicht verteidigen kann und sich eher in Stücke hauen lassen muß, als die Fahne aus seinen Händen zu geben. Ebenso müssen die Beschaulichen die Fahne der Demut hoch tragen und alle Schläge aushalten, die auf sie fallen, ohne einen dagegen zu tun; ihr Amt ist es, zu leiden, wie auch Christus gelitten, das Kreuz hochzuhalten und es nie aus der Hand zu lassen, von wie vielen Gefahren sie sich auch umringt sehen, noch im Leiden eine Schwachheit zu verraten. Deshalb ist ihnen ein so ehrenvolles Amt übertragen. Sie mögen also achthaben, was sie tun! Wenn der Fahnenträger das Banner aus den Händen läßt, dann muß die Schlacht verloren werden. Ebenso bringt es nach meinem Dafürhalten den noch nicht so weit vorangeschrittenen Seelen großen Schaden, wenn sie an jenen, die sie schon für Heerführer und Freunde Gottes halten, wahrnehmen, daß deren Werke dem Amte nicht entsprechen, das sie innehaben.
