3.
Vielen aber ist dies nicht gegeben, und sie haben deshalb harte Mühe. Diesen möchte ich helfen, wenn mich anders der Herr in dem, was ich sagen werde, das Rechte treffen lassen will. Wenn nicht, so werdet ihr wenigstens daraus abnehmen, daß es viele Seelen gibt, die dieses Leid zu ertragen haben; und wenn es euch ergeht wie ihnen, so betrübet euch nicht! Es gibt nämlich Seelen, die ihre Gedanken so wenig zu sammeln vermögen, daß diese unbändigen Pferden gleichen, die niemand zum Stillestehen bringen kann. In beständiger Unruhe, die entweder von der eigenen Natur herkommt oder von Gott zugelassen wird, wenden sie sich bald dahin, bald dorthin. Mit solchen Seelen habe ich großes Mitleid. Sie kommen mir vor wie Menschen, die, von großem Durste gequält, in weiter Ferne Wasser sehen, und wenn sie hingehen wollen, Feinde finden, die ihnen am Anfang, in der Mitte und am Ende den Weg versperren. Mit großer Anstrengung überwinden sie die ersten Feinde, lassen sich aber überwältigen von den zweiten und wollen nun lieber vor Durst sterben als von dem Wasser trinken, das ihnen so teuer zu stehen käme. Die Kraft verläßt sie, der Mut entsinkt ihnen; und haben einige auch den Mut, die zweiten Feinde zu überwinden, so ermatten sie beim Zusammentreffen mit dem dritten, obwohl sie vielleicht keine zwei Schritte mehr zum Brunnen jenes lebendigen Wassers hätten, von dem der Herr zur Samariterin sprach: »Wer von (diesem Wasser) trinkt, den
wird nicht mehr dürsten.«
