6.
Wenn euch, meine Schwestern, Gott einmal zu diesem Wasser führt und euch davon zu trinken gibt, so werdet ihr euch darüber freuen wie jene, die schon davon kosten. Ihr werdet einsehen, wie die wahre Liebe Gottes alle Elemente und die Welt beherrscht, wie sie in ihrer Kraft und schon ganz frei von irdischen Dingen ist, über die sie sich emporgeschwungen hat. Ihr dürft dann nimmer fürchten, daß das Wasser, das der Erde entspringt, das Feuer der Liebe Gottes auslöschen werde; denn obwohl sie einander feindlich sind, so hat doch ersteres über letzteres keine Kraft mehr. Das Feuer führt nun unumschränkte Herrschaft über das Wasser und ist ihm nicht mehr unterworfen. Wundert euch daher nicht, meine Schwestern, über meine wiederholten Ermahnungen in diesem Buche, nach einer solchen Freiheit zu streben! Ist es nicht etwas Schönes, daß eine arme Nonne des St.JosephsKlosters dahin gelangen kann, daß sie über die ganze Erde und die Elemente herrscht? Dürfen wir uns noch wundern, wenn die Heiligen mit Gottes Hilfe über die Elemente nach Belieben schalteten? Dem heiligen Martin gehorchten Feuer und Wasser, dem heiligen Franziskus sogar die Vögel und die Fische, vieler anderer Heiligen gar nicht zu gedenken. Wenn sie eine solche Herrschaft über alle Dinge der Welt erlangten, so sieht man klar, daß sie eifrig bemüht waren, diese geringzuachten, und sich mit all ihren Kräften dem Herrn über alles aufrichtig unterwarfen. Es hat also, wie gesagt, das irdische Wasser keine Gewalt über das Feuer der Liebe Gottes; die Flammen dieses Feuers lodern sehr hoch auf, und es nimmt seinen Ursprung nicht von der Niedrigkeit dieser Erde. Es gibt zwar noch andere Feuer einer schwächeren Liebe Gottes; aber diese werden von jedem Windhauche der Versuchung ausgelöscht. Nicht so das Feuer, von dem ich hier rede; wenn auch ein ganzes Meer von Versuchungen sich dagegen erheben würde, so brächten sie es doch nicht dahin, daß es aufhörte zu brennen und nicht mehr über sie herrschte.
