10.
Solche Seelen, meine Schwestern, halten sich bei etwas Vergänglichem nicht mehr auf; denn sie haben bereits erkannt, was alles Irdische wert ist. Wenn ihnen eine schwere Unbild, die ihnen zugefügt wird, oder ein anderes schweres Leid im ersten Augenblick auch Schmerz verursacht, so kommt ihnen doch, nachdem sie diesen kaum empfunden, auf der anderen Seite die Vernunft zu Hilfe, die die Fahne für sich erhebt und ihn fast ganz verscheucht. So groß ist nun ihre Freude darüber, daß der Herr ihnen Gelegenheit gegeben, bei Seiner Majestät an Gnaden und Gunstbezeigungen an einem Tage mehr zu gewinnen, als sie durch selbstgewählte Leiden in zehn Jahren hätten gewinnen können. Dies ist meines Wissens bei beschaulichen Seelen etwas ganz Gewöhnliches. Ich habe schon mit vielen von ihnen verkehrt und weiß gewiß, daß es so ist. Wie andere Gold und Edelsteine, so schätzen und wünschen sich diese die Leiden, weil sie wissen, daß sie dadurch reich werden.
