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1. Wir haben, so gut wir konnten, das Wesen seiner Liebe zu den Menschen und seiner Erziehung dargestellt. Somit hat er sich selbst vortrefflich damit gekennzeichnet, daß er sich mit einem Senfkorn 1 verglich. Damit wies er hin auf die geistliche Art des als Same ausgestreuten Wortes und den Ertragreichtum seiner natürlichen Anlage und auf die Großartigkeit und das rasche Wachstum der Macht des Logos; außerdem deutete er aber auch an, daß das Beißende und das Reinigende des Tadels infolge seiner Bitterkeit nutzbringend sei.
2. Durch das kleine Senfkorn, das hier als Bild verwendet ist, gibt er also der ganzen Menschheit ein gar großes Geschenk, das Heil. Wie nun der Honig, obwohl er das Süßeste von allem ist, doch Galle erzeugt, so veranlaßt die Güte Verachtung, und diese wird die Ursache des Sündigens; der Senf aber vermindert sowohl die S. 290 Galle, das heißt den Zorn, als auch vertreibt er das Fieber, das heißt die Hoffart. Aus ihm, dem Logos, erwächst also die wahre Gesundheit der Seele und das ewige Wohlbefinden.
3. In alter Zeit nun erzog der Logos durch Moses, sodann auch durch die Propheten; ein Prophet war aber auch Moses. Denn das Gesetz ist die Erziehung schwer zu leitender Kinder. „Nachdem sie nun Futter zu sich genommen hatten,“ so heißt es, „standen sie auf zu spielen“, 2 wobei er die unvernünftige Menge der Nahrung Futter (χόρτασμα), nicht Speise (βρῶμα) nannte.
