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1. „Laßt uns darum nicht schlafen wie die anderen, sondern laßt uns wachen“, sagt die Schrift „und nüchtern sein! Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht und die sich berauschen, berauschen sich bei Nacht“, das heißt im Dunkel der Unwissenheit; „wir aber als Kinder des Tags wollen nüchtern sein. Denn ihr alle seid Kinder des Lichts und des Tages; wir sind nicht Kinder der Nacht oder der Finsternis.“1
2. „Denn wer sich von uns am meisten um das wahre Leben und um das richtige Denken kümmert, der ist so viel Zeit als möglich wach, indem er dabei nur das für seine Gesundheit Nützliche im Auge behält; das ist aber nicht viel, wenn man seine Natur nur richtig gewöhnt.“2 Eifrige Übung läßt aber aus den S. a89 Mühen ein unaufhörliches Wachsein entstehen.
3. Daher sollen uns die Speisen nicht beschweren, sondern uns leicht machen, damit wir vom Schlaf so wenig wie möglich, ähnlich wie Schwimmer, an die man Gewichte angehängt hat, geschädigt werden, damit uns vielmehr gleichsam aus der Tiefe unten die Nüchternheit an die Oberfläche des Wachseins emporhebe. Denn es gleicht das Versinken in den Schlaf dem Tod, da es infolge der Bewußtlosigkeit in Unempfindlichkeit gerät und durch das Schließen der Augenlider des Lichtes beraubt wird.
4. Dieses Licht also dürfen wir, die Söhne des wahren Lichtes,3 nicht von uns abschließen; vielmehr müssen wir uns in unserem Innern zu uns selbst hinwenden, die Augen des verborgenen Menschen4 dem Lichte öffnen und die Wahrheit selbst anschauen und die von ihr ausgehenden Ströme in uns aufnehmen, damit wir so die wahren Träume deutlich und verständig vor uns offenbar werden lassen.
