57.
1. Dies war der Mann, der ihn als Beute mit fortschleppen wollte, der sich mit ihm übte und den in Übung bewährten 1 Jakob zum Kampf gegen den Bösen S. 255 geschickt machte. Daß aber der Logos es war, 2 der zugleich den Jakob zum Kampf geschickt machte und die Menschheit erzieht, dafür ist Beweis das Wort: „Er fragte ihn und sagte zu ihm: Tue mir kund, was dein Name ist! Und er sprach: Warum denn fragst du nach meinem Namen?“ 3 Denn den neuen Namen bewahrte er auf für das unmündige neue Volk.
2. Denn noch namenlos 4 war Gott der Herr, da er noch nicht Mensch geworden war. Indessen „nannte Jakob den Namen jenes Ortes Erscheinung Gottes; denn ich sah“, so heißt es, „Gott von Angesicht zu Angesicht, und meine Seele wurde gerettet.“ 5 Angesicht Gottes aber ist der Logos, 6 durch den Gott sichtbar gemacht und geoffenbart wird. Damals hat er (Jakob) auch den Namen Israel erhalten, 7 als er Gott den Herrn gesehen hatte. 8
3. Dieser ist Gott, der Logos, der Erzieher, der zu ihm wieder später sagte: „Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen!“ 9 Sieh, wie der Erzieher den Gerechten geleitet, wie er den in Übung Bewährten 10 auch zum Kampfe geschickt macht, indem er ihn lehrt, den Gegner an der Ferse zu packen. 11
4. Er selbst belehrt auch den Moses, wie er als Erzieher verfahren muß; denn der Herr sagt: „Wenn jemand vor mir gesündigt hat, streiche ich ihn aus meinem S. 256 Buche. Jetzt aber gehe und führe dies Volk an den Ort, den ich dir gesagt habe!“ 12
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Philon unterscheidet in Anlehnung an die griechische Philosophie (vgl. z. B. Platon, Menon p. 70 A) drei Wege, auf denen man zur Tugend und Erkenntnis Gottes gelangen kann: Lernen, Naturanlage, Übung. Sie sind durch Abraham, der die Tugend durch Lernen erwirbt, Isaak, der sie von Natur besitzt, also αὐτομαθής ist, und Jakob vertreten, der sie durch Übung erwirbt und deshalb ἀσκητης heißt; vgl. Strom. I 31; Philon, De congr, er. gr. 34–37; De Abrah. 52 u. o. ↩
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Vgl. Philon, De mut. nom. 87. ↩
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Gen. 32,29. ↩
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Vgl. Strom. V 82,1. ↩
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Gen. 32,30. ↩
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Vgl. Strom. V 34,1; VII 58, 3 (wo Ps. 23,6 πρόσωπον τοῦ θεοῦ auf Christus gedeutet ist); Exc. ex Theod. 10, 6; 12, 1; 23, 5. ↩
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Vgl. Gen. 32,28. ↩
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Die Erklärung des Namens Israel als „Gott sehend“ stammt aus Philon, De Abrah. 57; ähnlich auch De congr. erud. gr. 51; De ebriet. 82; Clem. Paid. I 77, 2; Strom. I 31, 4; II 20, 2; IV 169, 1; Exc. ex Theod. 56, 5. ↩
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Gen. 46, 3. ↩
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Vgl. oben S. 254 Anm.7. ↩
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Vgl. Gen. 27,36; Onom. sacr. 167, 32; Philon, Leg. alleg. III 190. ↩
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Exod. 32, 33 f. ↩