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Gestern riefen die Martyrer das Volk zu sich, heute kehren sie selbst eingeladen unter dem gastlichen Dache der Kirche ein. Es ist aber eine gewisse Vorschrift des Gastrechtes, daß diese wiederkehrenden Bewirthungen abwechselnd S. 435 von den Gästen gegenseitig gegeben werden. Daher müssen auch wir den Martyrern in gleicher Weise die gastliche Bewirthung erwidern. Da es uns aber an Reichthum der Rede gebricht, so ist es passend, daß wir mit ihren eigenen Überresten Die bewillkommnen, welche uns gestern bewirthet haben, heute aber unsere Gäste sind. Es genügt nämlich ein ganz kleiner Theil von einem reichen Tische zur Bereitung eines großen Gastmahls, wenn man solche Überreste hat. Was sind nun das für Überreste? Ihr erinnert euch wohl noch, wo wir in der Rede standen, als jenes uns erwünschte und angenehme Geräusch, das wegen der Menge der Versammelten entstanden war, unsere Worte unverständlich machte, als jenes beseelte Meer der Kirche, durch die Masse der Zuströmenden angeschwollen, beim Andrang der stets mit Gewalt Eindringenden in Brandung gerieth und auch durch sein Brausen das wahre Meer nachahmte und gleichsam an unseren Ohren das Geräusch der Wogen brach. Wo wir also in der Rede standen, als sie vom Geräusch bestürmt wurde, erinnert ihr euch gewiß, da euch die Erinnerung an die Martyrer am Herzen liegt. Es war, glaube ich, der Gedankengang der Rede der, daß die zu diesem Kampfe Auserlesenen nicht zu den nächst Besten gehörten, daß sie nicht ein zusammengewürfelter namenloser Haufe waren und von niedrigen Verhältnissen ausgehend zu dieser Würde sich erhoben haben, sondern daß sie zuerst wegen guter körperlicher Beschaffenheit, weil sie an Schönheit, Kraft und übermäßiger Stärke die Übrigen übertrafen, unter die Soldaten eingereiht waren, hierauf aber, als sie sich durch ihr tugendhaftes Leben und ihren weisen Wandel hervorthaten, gleichsam als ein Ehrengeschenk und eine Siegeskrone bei ihrer Vollendung die Gnade des Martyriums erlangten.
