21.
Als nun nichts existierte, weder Stoff, noch Wesenheit, noch Wesenloses, noch Einfaches, noch Zusammengesetztes, noch Unfaßbares, noch Unfühlbares, weder Mensch, noch Engel, noch Gott, noch überhaupt etwas Benennbares, das man mit dem Gefühl oder dem Verstand wahrnimmt, als vielmehr alles absolut im eigentlichsten Sinne nicht vorhanden war, entschloß sich der nichtexistierende Gott, den Aristoteles „Gedanke des Gedankens“ nennt, Basilides und seine Schule aber den Nichtexistierenden, ohne Gedanken, S. 200 ohne Empfindung, ohne Ratschluß, ohne Plan, ohne Leidenschaft, ohne Begierde die Welt zu schaffen. Wenn ich „er wollte“ sage, so sage ich es, meint Basilides, der Verständlichmachung wegen, er wollte ohne Wille, ohne Gedanke, ohne Gefühl; unter „die Welt“ verstehe ich nicht jene, die später durch die Ausdehnung und Scheidung entstand und auseinanderging, sondern den Weltsamen. Der Weltsamen enthielt alles in sich, wie das Senfkorn im kleinsten zusammengefaßt alles enthält: die Wurzeln, den Stamm, die Zweige, die unzähligen Blätter und die von der Pflanze hervorzubringenden Samen und alle weiter entstehenden Pflanzen und ihre Samen. So schuf der nichtexistierende Gott eine nichtexistierende Welt aus Nichtexistierendem, indem er ein Samenkorn hervorbrachte, das den Gesamtsamen der Welt in sich hatte. Zum besseren Verständnis der Lehren jener Leute diene folgendes: Wie das Ei eines bunten Vogels, z. B. des Pfaues oder eines noch vielfarbigeren, obwohl es nur eines ist, doch die Grundlagen vielförmiger, vielfarbiger und vielfacher Substanzen in sich hat, so hat der vom nichtexistierenden Gott hervorgebrachte, nichtexistierende Samen den vielförmigen und vielfältigen Gesamtsamen der Welt in sich.
