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Was brauche ich noch zu sagen, ein wie großes Übel die Trägheit sei, da der Apostel ausdrücklich befiehlt, daß Derjenige, welcher nicht arbeitet, auch nicht essen solle?1 Wie also Jedem die tägliche Nahrung nöthig ist, ebenso nothwendig ist ihm auch, nach Kräften zu arbeiten. Denn nicht umsonst hat Salomon zum Lobe (der Hausfrau) geschrieben: „Sie ißt ihr Brod nicht müssig.“2 Und ferner sagt der S. 130 Apostel von sich selbst: „Wir haben von Keinem umsonst Brod gegessen, sondern in Mühsal und Elend Tag und Nacht gearbeitet,“3 obwohl er als Verkünder des Evangeliums Erlaubniß hatte, vom Evangelium zu leben. Aber auch der Herr verband die Trägheit mit der Bosheit, indem er sagt: „Du böser und fauler Knecht!“4 Allein der weise Salomon lobt, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nicht allein den Arbeitsamen, sondern straft auch den Faulen im Vergleich mit den kleinsten Thieren: „Gehe zur Ameise, du Fauler!“5 Daher müssen wir fürchten, auch uns könne Dieses am Tage des Gerichts vorgehalten werden, wo Derjenige, welcher uns Kraft zum Arbeiten gegeben hat, die dieser Kraft entsprechenden Werke von uns fordert. Deßhalb heißt es: „Wem sie viel anvertraut haben, von Dem werden sie um so mehr fordern.“6 Weil aber Einige unter dem Vorwande des Gebets und Psalmgesangs die Arbeiten vernachläßigen, so soll man wissen, daß bei manchen anderen Dingen jedes seine bestimmte Zeit hat, wie denn der Prediger sagt: „Jedes Ding hat seine Zeit;“7 daß aber zum Gebete und Psalmgesang, sowie auch zu mehreren andern Dingen jede Zeit geeignet ist, so daß wir, während wir die Hände zur Arbeit bewegen, zugleich auch mit der Zunge, wenn Dieß möglich oder vielmehr zur Auferbauung des Glaubens nützlich ist, wenn aber nicht, dann im Herzen durch Psalmen und Hymnen und geistliche Lieder Gott preisen, wie geschrieben steht,8 und so während der Arbeit das Gebet verrichten, indem wir Dem danken, der uns die Kraft der Hände zur Arbeit und Weisheit des Verstandes zur Erlangung der Kenntniß gegeben hat, zugleich auch den Stoff für die Werkzeuge und die Kunstgegenstände, welche wir bearbeiten, geliefert hat, und bitten, daß die Arbeiten unserer Hände den Zweck, Gott zu gefallen, erreichen möchten.
