1. Antwort
S. 155 Wie uns jede Kunst zur Unterstützung der Schwäche unserer Natur von Gott verliehen ist, wie der Ackerbau, weil Das, was die Erde aus sich selbst hervorbringt, zur Befriedigung der Bedürfnisse nicht hinreicht, ferner die Webekunst, da der Gebrauch der Kleider sowohl der Ehrbarkeit wegen als auch gegen die schädlichen Einflüsse der Lust nothwendig ist, in gleicher Weise die Baukunst und so die Heilkunde. Denn da unser für Leiden empfänglicher Körper verschiedenen Schädigungen, die ihm theils von aussen zustoßen, theils von innen durch die Speisen entstehen, unterworfen ist und bald in Folge von Überfluß, bald von Mangel leidet, so ist uns die Heilkunde zum Vorbilde der Heilung der Seele von Gott, dem Lenker unsers ganzen Lebens, gegeben worden, damit durch sie das Überflüssige entfernt und das Mangelnde ersetzt werde. Denn wie wir, solange wir im Paradiese der Lust waren, weder der Kenntniß noch der Arbeit des Ackerbaues bedurften, ebenso brauchten wir auch, solange wir der Schöpfungsgnade gemäß vor dem Falle ohne Leiden waren, keine Heilkunde zu unserer Erleichterung. Allein wie wir an diesen Ort verbannt wurden und hörten: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen,“1 da nach langer Erfahrung und Abmühen um die Erde machten wir aus der Kunst des Feldbaues ein Trostmittel für die traurigen Folgen jenes Fluches, indem uns Gott Einsicht und Verstand für jene Kunst verlieh. Ebenso wurde uns auch, nachdem wir wieder an die Erde angewiesen waren, von der S. 156 wir genommen, und an das lästige Fleisch gefesselt, welches der Sünde wegen zum Untergange verdammt und deßwegen diesen Krankheiten unterworfen ist, die Heilkunde gewährt, um den Leidenden wenigstens einige Erleichterung darzubieten.
Gen. 3, 19. ↩
