7. Kap. Die ägyptischen Märtyrer in Phönizien.
Wir kennen diejenigen aus ihnen, die in Palästina, wir kennen aber auch jene, die zu Tyrus in Phönizien sich hervorgetan haben. Wer sah sie und staunte nicht über die unzählbaren Geißelhiebe und die Widerstandskraft, die die wahrhaft wunderbaren Streiter für die Gottesfurcht dabei bekundeten, über den Kampf mit menschenfressenden Bestien, der sogleich auf die Geißelhiebe folgte, über die Angriffe, die dann ausgingen von Panthern und verschiedenartigen Bären, von wilden Ebern und mit Eisen und Feuer gehetzten Stieren, über den erstaunlichen Mut der Helden gegenüber jeglicher der Bestien? Wir selbst waren bei diesen Kämpfen zugegen und sahen, wie die göttliche Kraft unseres Erlösers Jesus Christus, dem das Zeugnis galt, erschien und sich deutlich in den Märtyrern offenbarte. Die menschenfressenden Tiere nämlich wagten längere Zeit die Körper der gottgeliebten Männer nicht zu berühren oder auch nur sich ihnen zu nähern, fuhren vielmehr gegen S. 382 alle die andern los, die sie von außen reizten und antrieben. Nur die heiligen Kämpfer wollten sie in keiner Weise antasten, obwohl diese nackt dastanden und sie durch Bewegung mit den Händen, wie ihnen befohlen ward, auf sich zu lenken suchten. Und wenn die Bestien je zum Sprunge gegen sie ansetzten, wichen sie, wie von einer göttlichen Kraft angehalten, immer wieder zurück. Dies dauerte geraume Zeit und versetzte die Zuschauer in nicht geringe Verwunderung. Wollte das erste Tier nicht zugreifen, so ließ man noch ein zweites und drittes auf einen und denselben Märtyrer los.
Erstaunlich war die unerschrockene Ausdauer, die jene Heiligen hier bewiesen, und die feste und unerschütterliche Widerstandskraft, die in den jugendlichen Körpern wohnte. Da sah man einen Jüngling stehen, noch nicht zwanzig Jahre alt, ungefesselt, die Hände zur Kreuzesform ausgespannt, ohne Zagen und Zittern zu Gott betend in aller Ruhe, nicht fliehend und weichend von dem Platze, wo er stand, während Bären und Panther Wut und Tod schnaubten und schon fast nach seinem Fleische griffen. Aber irgendeine göttliche und geheimnisvolle Kraft versperrte ihnen den Rachen, und sie liefen wieder zurück. So hielt sich dieser Jüngling.
Andere konnte man sehen — fünf waren es im ganzen —, wie sie einem wütenden Stiere vorgeworfen wurden. Und während dieser die anderen Leute, die von draußen herantraten, mit den Hörnern in die Luft schleuderte und zerfleischte, so daß sie halbtot weggetragen werden mußten, waren die heiligen Märtyrer die einzigen, gegen die er wohl wütend und ungestüm loszurennen, denen er sich aber nicht zu nähern vermochte. So sehr er mit den Füßen stampfte und mit dem Gehörn hierhin und dorthin stieß und, durch glühendes Eisen gereizt, Wut und Verderben schnaubte, er wurde von der heiligen Vorsehung zurückgedrängt. Nachdem so dieser Stier ihnen nicht das geringste Leid zufügte, wurden andere Tiere auf sie losgelassen. Zuletzt wurden S. 383 alle nach den schrecklichen und verschiedenartigen Anfällen seitens der Bestien mit dem Schwerte hingerichtet und statt der Erde und den Gräbern den Meereswogenübergeben.
