9. Der Sieg Konstantins; die Vorteile, welche er seinen römischen Untertanen gewährte.
Diesem nun schenkte Gott vom Himmel herab als verdienten Lohn für seine Frömmigkeit Triumph und Sieg über die Gottlosen, den Frevler aber streckte er samt allen seinen Ratgebern und Freunden zu Boden und legte ihn Konstantin zu Füßen. Da es Licinius in seinem Wahnsinn bis zum äußersten getrieben, glaubte es der Kaiser, der Freund Gottes, nicht mehr länger ertragen zu dürfen. Er ging mit sich in kluger Weise zu Rate und entschloß sich, die Strenge des Gerechten mit Güte verbindend, denen, welche unter dem Tyrannen schmachteten, zu Hilfe zu kommen. Durch Beseitigung einiger Bösewichte rettete er so rasch den größten Teil der Menschheit. Ehedem hatte er nur Mitleid walten lassen und übte Erbarmen mit dem, der kein Mitgefühl verdiente. Damit kam er aber nicht zum Ziele. Denn Licinius ging von seiner Bosheit nicht ab, steigerte vielmehr noch seine Raserei gegen die ihm untergebenen Völker. Und den übel behandelten Menschen war keine Hoffnung auf Erlösung mehr belassen. Lagen sie doch unter der Gewalt eines schrecklichen Untiers. Daher rückte der Beschützer der Guten, den Haß gegen das Böse mit der Liebe zum Guten vereinend, zugleich mit seinem Sohne S. 475 Krispus, dem menschenfreundlichsten Kaiser, aus, um allen, die dem Untergange nahe waren, die rettende Hand zu bieten. Sodann teilten beide, Vater und Sohn, das gegen die Gotteshasser rings aufgestellte Heer und errangen, da ihnen Gott, der höchste König, und Gottes Sohn, der Erlöser aller, Führer und Mitstreiter war, mit Leichtigkeit den Sieg.1 Der ganze Verlauf des Kampfes hatte sich durch Gottes Fügung ihrem Plane gemäß gestaltet. Und die gestern und vorgestern noch Tod und Drohung schnaubten,2 waren plötzlich und schneller, als man es sagen konnte, nicht mehr. Selbst ihrer Namen geschieht nimmer Erwähnung, und ihre Bilder und Ehrenmale traf die verdiente Schändung. Was Licinius bei den früheren gottlosen Tyrannen mit eigenen Augen geschaut, das erlitt er nun in gleicher Weise selber. Da er weder selbst Zucht annahm3 noch durch die Strafen von Nebenmenschen sich zur Besinnung bringen ließ, sondern wie jene den Weg der Gottlosigkeit wandelte, wurde er mit Recht gleich ihnen in den Abgrund gestürzt.
So lag Licinius niedergeschmettert am Boden. Konstantin aber, der mächtigste Sieger, ausgezeichnet durch jegliche Tugend der Gottesfurcht, nahm mit seinem Sohne Krispus, dem gottgeliebtesten Kaiser, der dem Vater in allem ähnlich war, den ihm zugehörenden Osten in Besitz und schuf so wieder nach alter Weise ein einziges und einheitliches Reich der Römer, indem sie ringsum alle Lande des Erdkreises vom Aufgange der Sonne bis zum äußersten Westen samt dem Norden und Süden ihrem friedlichen Szepter unterwarfen. Genommen war nun von den Menschen jede Furcht vor denen, die sie einst bedrängt. In Glanz und Prunk begingen sie festliche Tage. Alles war von Licht erfüllt. Und die zuvor den Blick zu Boden senkten, sahen sich an mit freudelächelndem Antlitz und strahlenden Auges. In Reigen S. 476 und Liedern gaben sie in Städten wie auf dem Lande vor allem Gott, dem König der Könige, die Ehre, wie sie gelehrt wurden, sodann dem frommen Kaiser mit seinen gottgeliebten Söhnen. Die alten Leiden waren vergessen, und begraben jede Erinnerung an Gottlosigkeit. Man freute sich der gegenwärtigen Güter und geharrte dazu der künftigen. Und an jeglichem Orte wurden Erlasse des siegreichen Kaisers, voll von Menschenfreundlichkeit, angeschlagen und Gesetze, die da Zeugnis gaben von seiner Freigebigkeit und echten Gottesfurcht.
Da so alle Tyrannei beseitigt war, verblieb Konstantin und seinen Söhnen allein, fest und unangefochten, das Reich, das ihnen gehörte. Und diese tilgten zu allererst den Gotteshaß aus dem Leben und zeigten, eingedenk des Guten, das sie von Gott erfahren, ihre Liebe zur Tugend und zu Gott und ihre Frömmigkeit und Dankbarkeit gegen die Gottheit durch Taten, die sie offen vor den Augen aller Menschen vollbrachten.
Bei Überprüfung vorstehender Übersetzung leistete die äußerst sorgfältige und wörtliche Übertragung ins Englische von Lawlor und Oulton (s. oben S. 13 f.) wertvolle Dienste.
