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Eines Tages erblickte ihn sein Freund Johannes, der uns viel von seinem Leben erzählt hat, wie er von Askese ganz abgezehrt war, und wollte unter dem Schein eines Scherzes seinen Körper kräftigen. So rief er: Kommst du mit baden, Narr? Der antwortete Ja! hurtig, hurtig! und dabei zog er auch schon seinen Rock aus und band ihn um seinen Kopf wie einen Turban. Da sagte der Herr Johannes: Bedecke dich, Bruder, denn wahrhaftig, wenn du nackend gehst, komme ich nicht mit dir! Antwortet der Abbas Symeon: Geh nur, Narr, ich habe nur vorher getan, was ich nachher doch tun muß. Aber wenn du nicht kommst, so gehe ich ein Stückchen vorauf. Und er ließ ihn und lief etwas vor ihm. Nun waren da S. 68 zwei Bäder nebeneinander, das eine für Männer, das andere für Frauen. Der Narr ging an dem Männerbad vorbei und lief absichtlich auf das Frauenbad zu. Johannes schrie hinter ihm her: Wo willst du hin. Narr? das ist das Frauenbad! Aber der Wundersame drehte sich um und sagte: Geh, du Narr, dort badet sich's warm und kalt, und hier warm und kalt, und weiter ist hier nichts und da nichts! Und er lief hinein, mitten unter die Frauen. Die aber drangen alle auf ihn ein und prügelten ihn hinaus.
Als einst der Stadt ein großes Erdbeben 588, bevorstand dasselbe, welches Antiochia zerstörte, zur Zeit des hochseligen Kaisers Maurikios - um die Zeit war nämlich der Heilige aus der Wüste in die Welt gekommen - ergriff er einen Strick aus Binsen und begann die Säulen zu prügeln und sagte zu jeder, die er schlug: Dein Herr hat gesagt. Steh! Und als das Erdbeben kam, fiel keine von den geprügelten Säulen zusammen. Zu einer Säule kam er und sagte: Du sollst nicht fallen und nicht stehen! Die wurde von oben bis unten gespalten und neigte sich etwas und blieb so stehen. Niemand begriff aber, was der Heilige getan hatte, sondem sie meinten alle, er habe aus Verrücktheit die Säulen geprügelt.
