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So gibt es nun Leute, die nach Art des Krebses auf fremde Übervorteilung es absehen, der eigenen Ohnmacht durch gewisse Finten nachhelfen, dem Bruder des Truges Schlingen legen und von fremder Not sich mästen. Du aber sei mit dem Deinigen zufrieden, und fremder Nachteil sättige dich nicht! Ein würziges Mahl ist der Unschuld Einfalt. Im Besitz ihrer eigenen Güter kennt sie kein Fahnden nach fremden und entbrennt nicht vom Feuer der Habsucht, bei der aller Gewinst nur Verlust für die Tugend, Zündstoff für die Begehrlichkeit bedeutet. Darum selig „wenn sie sich ihrer Güter bewußt ist“ die Armut im Bunde mit Ehrlichkeit und vorzüglicher den alle Schätze! Denn besser ist die Gabe kleiner Habe mit Gottesfurcht als große S. 185 Schätze ohne Furcht. Wieviel bedarf es denn zum Unterhalt eines Menschen? Oder wenn du auch für andere etwas zu erübrigen suchst: auch das braucht nicht viel sein; denn besser mundet Gemüse von gastlicher Hand mit Herzlichkeit gereicht, als fette Kälber in Zwietracht zubereitet. Nutzen wir denn unsere Fähigkeiten zu Gnadenerwerb und zur Fristung des Lebens, nicht zur Übervorteilung fremder Unschuld! Wir dürfen uns die Vorbilder des Meeres wohl zur Förderung unserer eigenen Wohlfahrt, nicht aber zur Gefährdung anderer zunutzen machen.
