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Der Zug aber bewegt sich über duftende Gefilde, wo „Gärten Blütenduft atmen“, wo ein flüchtiges Bächlein durch grüne Matten eilt, wo der Ufer Anmut grüßt: dort beginnt das heitere Spiel der Jugend, dort sammelt man sich im Freien, dort vergißt man der Sorgen. Die Arbeit selbst ist Genuß. Aus süßen Blüten und Kräutern werden zuerst die Grundfesten des Lagers gelegt: was wäre denn der Wabenbau anders als eine Art Lager? So bildet er denn auch den Wehrwall gegen die Drohnen. Und welches Lager im Gevierte könnte so künstlich und zierlich gebaut sein wie der Wabenstock, in welchem die kleinen runden Zellen durch die gegenseitige Verbindung einander stützen? Welcher Meister lehrte die Bienen diesen Zellenbau mit seinen ununterschiedlich gleichmäßigen Wandungen S. 221 herstellen, das zarte Wachs im Inneren des Walles der Behausung anbringen, den Honig aufspeichern und die aus Blüten gewobenen Behälter wie mit Nektar voll füllen? Da kann man sehen, wie sie alle wetteifern im Dienste: die einen auf nimmer ruhender Nahrungssuche, andere in der sorglichen Bewachung des Lagers, wieder andere nach dem Ausschau nach dem Regen, der bevorsteht und in der Achtsamkeit auf die Wolken, die sich zusammenziehen, andere im Bau der Wachswaben aus Blütenstoff, andere im Sammeln des Blütentaues mit dem Munde, keine jedoch in hinterlistiger Aneignung fremder Arbeitsfrucht und räuberischem Erwerbe des Lebensunterhaltes. Daß nur sie keine räuberischen Nachstellungen gewärtigen müßten! Sie haben indes ihren Stachel und träufeln Gift in den Honig, wenn sie gereizt werden, und setzen vor brennendem Rachedurst beim Stiche das Leben ein. Inmitten der Lagerschanzen wird jener [Blüten] Tau ausgelassen, gerinnt, anfänglich flüssig, mit der Zeit allmählich zu Honig und beginnt aus geronnenem Wachs und Blütenduft dessen Süßigkeit auszuströmnen.
