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Doch willst du [die Tiere], die ins Dasein gesetzt wurden, mit dem Menschen in Vergleich setzen? Verkenne die wahre Natur, die jeder Art eignet, nicht, und dein Vergleich wird noch in viel höherem Grade zugunsten des Menschen ausfallen! Denn vor allem hat die Natur alle Arten von Vieh und Getier und Fischen auf den Bauch gestreckt, die einen schlängeln sich auf dem Bauch, die anderen, die auf Füßen gehen, zieht es beim Gehen auf den Vieren statt frei aufwärts vielmehr abwärts: sie haften gleichsam am Boden, suchen sie doch, außerstande sich emporzurichten, ihre Nahrung auf dem Boden und frönen allein nur den Genüssen des Bauches, zu dem es sie niederzieht. Hüte dich, o Mensch, nach Art der Tiere dich [zur Erde] zu beugen! Hüte dich, nicht so sehr dem Leibe denn der Begierde nach zum Bauche dich zu erniedrigen! Denk an deines Leibes Gestalt und nimm dementsprechend auch geistig die Richtung nach der Höhe! Laß allein das Tier zur Erde gerichtet dem Genusse nachhängen! Warum willst du dich in Völlerei auf den Bauch werfen, da doch die Natur dich nicht auf den Bauch gestreckt hat? Warum an dem dich ergötzen, was die Natur schändet? Warum Tag und Nacht auf das Essen bedacht nach Art der Tiere am Irdischen dich weiden? Warum den fleischlichen Lüsten hingegeben dich selbst entehren, indem du dem Bauche und seinen Lastern frönst? Warum dich deines Verstandes berauben, den dir der Schöpfer S. 241 gegeben? Warum dich auf gleiche Stufe mit dem Tiere stellen, von dem dich Gott unterschieden wissen will, indem er mahnt: „Werdet nicht wie Roß und Maultier, die keinen Verstand haben“? Oder macht dir die Gefräßigkeit und Geilheit eines Gaules Vergnügen, Weibern zuzuwiehern Lust, mag es dir auch Vergnügen bereiten, daß „Gebiß und Zaum deine Backen schnüren!“. Macht die Grausamkeit Ergötzen Raubtieren, die man wegen ihrer Blutgier erschlägt, eignet solches Wüten , so sieh zu, da0 nicht auch bei dir unmenschliche Grausamkeit den eigenen Herrn schlägt!
