5.
Es sammelte sich das Wasser aus jedem See und aus jeder Grube. Niemand soll daher seinem Bruder eine Grube graben, in die er selbst fallen würde1, sondern alle sollen einander lieben, alle einander hegen und pflegen, und wie ein Leib die verschiedenen Glieder sich gegenseitig stützen. Nicht an den todträufelnden Liedern der Komödianten auf der Bühne, die den Geist verweichlichend zu sinnlicher Liebe entfachen, sondern an den gemeinsamen Kirchengesängen, an der zu Gottes Lob gemeinsam erschallenden Stimme des Volkes und am frommen Leben sollen sie ihre Freude haben. Nicht Purpurstoffe, nicht kostbare Draperien sollen ihnen Augenweide sein, sondern dieser wunderschöne Weltbau, diese Verbindung einander entgegengesetzter Elemente, der Himmel, der wie ein Gewölbe ausgespannt ist2, daß er die Bewohner auf dieser Welt schützend S. 75 decke, die Erde, die uns zum Schaffen gegeben wurde3, die ringsum ausgegossene Luft, die eingeschlossenen Meere, das Volk hier, das Instrument in der Meisterhand Gottes, das von den melodischen Klängen des Gotteswortes widertönt, in dessen Innerem Gottes Geist wirkt, der Tempel hier, das Heiligtum des dreieinigen Gottes, die Stätte der Heiligkeit, die heilige Kirche, worin himmlische Prachtstoffe schimmern, auf welche sich das Wort bezieht: „Weite den Raum deiner Zelttücher und deiner Vorhänge, festige sie, spare nicht, mache länger deine Seile und fest deine Pflöcke, erweitere sie noch mehr gen rechts und links: und deine Nachkommenschaft wird als Erbe die Völker besitzen und verödete Städte wirst du bewohnen“4. So besitzt sie denn Prachtstoffe zum Schmuck des sittlichguten Lebens, zur Zudeckung der Sünden, zur Verhüllung der Schuld.
