7.
Mit zwölf Jahren1, so wird berichtet, hat sie das Martyrium bestanden. Um so verabscheuungswürdiger ist die Grausamkeit, die nicht einmal des zarten Alters schonte. Oder vielmehr: groß ist die Macht des Glaubens, der selbst von diesem Alter seine Bezeugung fand. Bot denn überhaupt des Kindes zarter Leib Raum für eine Todeswunde? Und doch, obschon es dem S. 315 Mordstahl keine Angriffsstelle bot, vermochte es doch den Mordstahl sieghaft zu bestehen. Ja freilich, Mädchen in diesem Alter vermögen nicht einmal einen schiefen Blick der Eltern zu ertragen und pflegen über Nadelstiche zu heulen, als wären es Wunden: sie steht unerschrocken inmitten der bluttriefenden Hände der Schergen; sie steht unbeweglich beim grausigen Heranzerren klirrender Ketten. Schon bietet sie ihren ganzen Leib der Mordwaffe des wütenden Henkers dar, bevor sie weiß, was sterben heißt, doch bereit hierzu. Ob sie auch wider Willen zu den Götzenaltären gezerrt wird: sie streckt inmitten der Feuerflammen zu Christus die Hände empor und stellt selbst noch an entweihter Opferstätte das Siegeszeichen des triumphierenden Herrn dar2. Jetzt will sie Hals und Hände in die eisernen Fesseln stecken: doch keine Fessel vermochte so zarte Glieder zu umschließen.
