9.
Mit wie schrecklicher Drohung ging nicht der Henker zu Werke, um sie einzuschüchtern, mit wie verführerischen Schmeicheleien, um sie zu überreden! Wie viele Freier wünschten sie als Braut sich heimzuführen! Doch sie erwiderte: schon das hieße dem Verlobten Unrecht tun, eines Freiers zu harren, der gefiele. Der mich zuerst sich erwählte, soll mich haben! Was zauderst du, Henker? Dem Tode verfalle der Leib, die Augenweide einer Liebe, die ich nicht will! Sie stand da, betete, beugte den Nacken. Da konnte man den Schergen zittern sehen, als wäre er der Verurteilte gewesen. Des Henkers Rechte wankte, sein Gesicht erblaßte aus Bangen vor fremder Gefahr, während dem Mädchen nicht bangte vor der eigenen. So habt ihr denn in dem einen Opfer ein zweifaches Martyrium, das der Jungfräulichkeit und das der Gottesverehrung: Jungfrau blieb sie, die Märtyrkrone erlangte sie.
