Text.
1. Des apostolischen Schutzes Gnade erglänzte im grossen Schmucke des Friedens bis auf uns und vermittelte so viel Licht und Freude den Gläubigen, daß sie Gott das größte Lob zollen, wir aber noch größeres Lob ihm schuldig zu sein bekennen. Unsere Freude in Gott war größer, weil wir, nachdem wir die Handlungen deiner Brüderlichkeit nach allen Seiten geprüft, so viel Frömmigkeit und Geduld darin fanden, daß wir in Allem den Herrn lobten. Mögen wir also auch den durch deine Bemühungen errungenen Erfolg sehen, weil du, ein Freund des Friedens mit ganzer Kraft, diesen gesncht und gefunden und, nachdem du ihn gefunden, mit größter Liebe bewahrt hast, mit Bezug auf Alle sowohl als insbesondere auf die, welche einst unter dem Namen der Bischöfe Paulinus und Evagrius aufgenommen wurden. (Es ist mein höchster Wunsch, daß die Beseitigung des alten Fleckens deiner Zeit und deinen Verdiensten zuerkannt werde.) Auch diejenigen von den Gleichnamigen,1 welche in Italien die Würde des Klerikates empfiengen, beschloß ich um des Friedens willen in der erhaltenen Würde zu belassen. Und weil unser Mitpriester Cassianus2 sagte, es würde deiner Gnade genehm sein, wenn sie nach meinem Beschlusse in euerer Stadt als Kleriker angesehen würden, so beschloß ich wegen deiner Wohlgewogenheit und der Zusagen des Genannten, daß sie den übrigen Priestern und Klerikern der Stadt beigezählt werden sollen, theuerster Bruder.3 Mit Freuden vernahm ich S. 105 ferner, daß die Bischöse Elpidius und Pappus4 ohne Untersuchung ihre Kirchen wieder zurückbekamen. Ich erforschte aut das Genaueste, wie die anliegenden (Acten)5 bezeugen, ob in dem Geschehenen allen Bedingungen in der Angelegenheit des seligen und wahrhaft gotteswürdigen Priesters Johannes Genüge geleistet wurde. Da nun die Versicherung der Gesandten Punkt für Punkt bekannte, daß Alles nach Wunsch erfüllt worden sei, so nahm ich mit Dank gegen Gott die Gemeinschaft euerer Kirche so wieder auf, daß ich mir vor Augen halte, daß die Mitschüler des apostolischen Stuhles6 zuerst den Übrigen den Weg des Friedens gebahnt, in welchem euch und uns die Güte unseres Herrn Christus so beschützen und bekräftigen wird, daß er fernerhin durch kleinlichen Stolz oder leichtfertige Streitsucht nicht mehr vertrieben werde.
2. Das Schreiben aber des Bischofes Acacius haben wir, weil es mit dem eurigen überreicht wurde, angenommen, damit nicht zu euerer Beleidigung Derjenige, welcher einst von uns suspendirt7 wurde, zurückgewiesen werde.. Dennoch haben wir, wie du gefälligst nachlesen mögest, S. 106 in den Acten deutlich genug verordnet, was bezüglich seiner Person beobachtet werden muß, so daß, wenn er in Allem sich eueren so heiligen Entschlüssen und Handlungen anschließt, dem Greise aus Nachsicht nach euerem und unserem Urtheile von uns die Gnade der Gemeinschaft und der Briefe gewährt werde. Es unterschrieben 20 Bischöfe Italiens.
D. i. den unter dem Namen der Bischöfe Paulinus und Evagrius Aufgenommenen und Ordinirten. ↩
WohI Derselbe mit dem als Verfasser der Collationes Patrum bekannten Cassianus, der gegen Ende des J. 404 als Diakon nach Rom kam und spater Priester wurde. ↩
Zum leichteren Verständnissee dieser Worte moge man sich erinnern, daß die antiochenische Kirche in zwei Parteien, die des Paulinus, welchem Evagrius folgte, und des Flavianus, dessen zweiter Nachfolger nach Porphyrius Alexander war, gespalten gewesen. Weil aber das Abendland fur Paulinus und Evagrius sich erklärte, begaben sich viele Anhänger derselben nach Italien und wurden daselbst ordinirt. Nach kirchlichem Rechte sollten Diese nun, wenn ihre Weihe anerkannt wurde, als Kleriker an der Kirche ihrer Ordinatoren verbleiben; hiegegen entscheidet der Papst auf Anrathen des Cassianus und um des Friedens willen, daß jene in Italien Ordinirten alsKleriker in die antiochenische Kirche aufgenommen werden dürfen. ↩
Elpidius, Bischof von Laodicäa in Syrien, und Pappus wurden wegen ihrer Parteinahme für Chrysostomus durch 3 Jahre in ihren Häusern gefangen gehalten. ↩
Die Synodalacten, welche dem Briefe beigeschlossen wurden. ↩
So genannt, weil die Kirchen von Rom und Antiochia von demselben Apostel Petrus gegründet sind. ↩
D. h. Innocentius hatte die Gemeinschaft mit Accacius aufgehoben, nicht ihn seiner Würde entsetzt. ↩
