Text.
Innocentius (sendet) dem Marianus, Bischof von Naissa,1 (seinen) Gruß.
Früher (schon), wenn ich mich nicht irre, erinnere ich mich sowohl an deine Liebe als an unsere Brüder und Mitbischöfe Rufus und die übrigen (Bischöfe)2 ein ähn-. S. 80 liches Schreiben bezüglich der Naissensischen Kleriker3 geschickt zu haben, über jene nemlich, welche behaupteten, daß sie vor der Verurtheilung4 des Bonosus von ihm zu Priestern und Diakonen geweiht worden seien, (und erklärte), daß sie, wenn sie nach Aufgebung und Verurtheilung seines Irrthums sich mit der Kirche vereinigen wollten, bereitwillig aufgenommen werden sollten, damit sie nicht etwa, wenn sie der Wiedererlangung des Heiles würdig wären, in jenem (Irrthume) zu Grunde gehen. Nun aber, da ich wegen sehr vieler Anliegen des römischen Volkes in Ravenna weile, haben Germanio,5 der behauptet, daß er Priester sei, und Lupentius,6 der sich Diakon nennt, gleichsam als Gesandte vieler Solcher, unter Bitten ihrem Schmerze Ausdruck gegeben, indem sie versicherten, daß sie zwar die in den Paröcien deiner Liebe befindlichen Kirchen behalten dürfen, aber eine Gemeinschaft nicht erlangen können, aus dem Grunde nemlich, weil Einer, Namens Rusticius, durch wiederholte Ordination das Priesterthum erhalten hahe. Das ist nun kein kleines Hinderniß, indem entweder Jene es bedauern, daß ein Solcher in der Kirche behalten werde, oder Dieser meint, es solle gegen Andere ebenso gesündigt werden, wie er sieht, daß gegen ihn gesündigt wurde. Obwohl nun mein oben erwähntes Schreiben sich über dieselbe Angelegenheit ausführlicher verbreitet, so glaubte ich dennoch deine Brüderlichkeit auch jetzt daran erinnern zu müssen, daß wir uns für die Aufnahme Derjenigen, welche nachweisbar vor der Verurtheilung des Bonosus von Diesem ordinirt wurden und hernach (zur Kirche) zurückkehren wollten oder jetzt zurückkehren wollen, erklären, vorzüglich wenn S. 81 die Genannten behaupten, sie seien um so viel früher ordinirt worden, daß Cornelius seligen Andenkens, Bischof von Sirmium, wie auch unser Bruder Nicetas7 und einige Andere zugegen waren, als sie zu den von ihnen angegebenen Weihen befördert wurden. Wenn sich daher ihre Behauptung als glaubwürdig bewährt, darfst du, theuerster Bruder, kein Bedenken tragen, sie aufzunehmen, da du sie so lange im Besitze der ihnen anvertrauten Kirchen ließest.
Naissa oder Nissa ist eine Stadt im heutigen Serbien. ↩
Macedoniens nemlich. ↩
Hieraus könnte man schließen, daß Bonosus Bischof von Naissa gewesen sei, wenn es nicht anderwärts gesagt wäre, daß er gegen alle Vorschrift auch in fremden Diöcesen ordinirte. ↩
Deutlich sagt hier Innocentius, daß in dem angezogenen Briefe von den vor der Verurtheilung des Bonosus von Diesem ordinirten Klerikern die Rede war. ↩
Auch: Germanus. ↩
Oder: Lupentinus. ↩
Gilt als derselbe, welcher von Gennadius (de vir. illustr.) Biischof von Romatiana genannt wird, einer Stadt in Dacia Mediter. oder Moesia sup. zwischen Naissus und Sardika. ↩
